"Nonbooks" in Buchhandlungen

Kuschel-Grüffelo, Olchi-Glibber und Piraten-Tatoos

Die Geschäftsführerin des Oetinger Verlags, Silke Weitendorf, in ihrem Büro in Hamburg mit einer Puppe von Pippi Langstrumpf
Die Geschäftsführerin des Oetinger Verlags, Silke Weitendorf, in ihrem Büro in Hamburg mit einer Puppe von Pippi Langstrumpf © picture alliance / dpa / Daniel Reinhardt
Von Theresa Schmidt · 22.06.2016
Brotdosen mit der Raupe Nimmersatt darauf, Grüffelos zum Kuscheln oder Haarspangen von Prinzessin Lilifee – immer häufiger stoßen wir im Buchladen auf "Zusatzprodukte", die in Anlehnung an ein Buch oder einen Buchcharakter entstehen. Der sogenannte Nonbook-Bereich ist wichtig für den Umsatz.
"Ich wollte immer was von 'Herr der Ringe' haben, nur meine Mutter sagte immer, das ist viel zu teuer ... Zum Beispiel der Ring, um den es da drin geht."
Tim ist elf Jahre alt und ein leidenschaftlicher Fantasy-Leser. Er ist mit seiner Mutter in einer Berliner Buchhandlung unterwegs und darf sich zwei Bücher aussuchen. Den passenden Ring zur Tolkien-Trilogie aber hat er nie bekommen. Stattdessen:
"Also früher hatte ich immer Käpt'n Sharky Backsachen. Und meine Schwester hatte immer ganz viel Prinzessin Lillifee."
Nonbook - also "Nicht-Buch-Artikel" nennt man solche Produkte, die in Anlehnung an ein Buch oder seine Figuren entstehen. Besonders häufig sind Nonbooks im Kinder- und Jugendbuch.
Käpt’n Sharky und Prinzessin Lillifee sind die Hauptcharaktere der gleichnamigen Kinderbuchreihen des Coppenrath Verlags. Sie haben es auch jenseits der Buchdeckel ins Kinderzimmer von Tim und seiner Schwester geschafft – in Form von Brotdosen, Haargummis und Spielfiguren. Und sie sind beliebt, das weiß Tims Mutter Michaela aus Erfahrung.
"Bei Prinzessin Lillifee, weil es sehr kindgerecht gestaltet ist mit sehr viel Glitzer und den Farben, die sie toll finden, dann sehr vielen Tieren, also alles das, was kleine Mädchen in dem Alter halt mögen. Und es ist wirklich 'ne zauberhafte Geschichte."

Die Palette reicht von der Rassel bis zum Ranzen

Die Palette der Kinder-Nonbook-Artikel reicht von der Babyrassel bis zum Schulranzen. Das verrät ein Blick in die Vorschau der Edition "DIE SPIEGELBURG". Mit dieser Marke war Coppenrath 1992 einer der ersten Verlage mit einer eigenständigen Spiel- und Kuschel-Kollektion. Mehr als 2000 Artikel hält "DIE SPIEGELBURG" lieferbar. Programmleiter Jörg Ueffing erklärt im Interview mit dem Börsenblatt, worauf es ankommt.
"Es ist natürlich der Gesamtauftritt. Es ist aber auch das Detail. Es ist die Liebe im Detail, die natürlich das Ganze emotional eben macht ... Wir stellen eben nicht nur einen Artikel hin, sondern wir erschaffen eine Welt mit Werbemitteln. Wir wollen das Ganze inszenieren."
Kinderbuchmarketing als Lebenswelt-Marketing – darum kümmert sich bei der "SPIEGELBURG" ein mehr als 20-köpfiges Team. Prinzessin Lillifee hält sich dabei schon seit mehr als zehn Jahren.
"Irgendwann ist der Zenit eben in gewisser Weise überschritten, aber es wachsen auch immer wieder neue Generationen an Kindern heran ... Und natürlich, wenn man dann auch die Kinder vor den Regalen sieht und die Augen leuchten, dann erfüllt einen das natürlich mit Stolz."

Der Markt ist noch lange nicht erschöpft

Der Markt ist noch lange nicht erschöpft, das wissen auch andere Verlage. Bei Oetinger stehen neben Klassikern wie Pippi Langstrumpf in diesem Herbst "Die Olchis" im Mittelpunkt: Passend zum neuen Buch von Erhard Dietl wird es Piratentattoos und ein Geschicklichkeitsspiel zu den grünen Schmuddelwesen geben.
Der Verlag Beltz und Gelberg ergänzt den Kuschel-Grüffelo, das Herzstück seines Nonbook-Sortiments, um Produkte mit pädagogischem Anspruch. Bilderbuchkinos etwa, also interaktive Bücher auf DVD. Und auch die kleine Raupe Nimmersatt ziert ganze elf Doppelseiten in der Vorschau des Gerstenberg-Verlags. Tims Mutter Michaela kann das nachvollziehen.
"Ich glaub schon, dass man als Käufer das Gefühl bekommt, was Sinnvolles einem Kind zu verschenken, weil eine Figur drauf ist und man das Buch halt nett findet."
Im Laden müssen die Nonbook-Produkte zentral platziert und gleich neben dem Buchregal zu finden sein. Diese Strategie verfolgt die Buchhandlungskette Thalia und zeigt sich damit "sehr zufrieden". Dass das aufgeht: kein Wunder.
"Pippi Langstrumpf. Also, das Pferd, der Onkel."
"Als Kuscheltier?"
"Nee, schon als bespielbares, großes Pferd, was bewegt wird, sozusagen."
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