NOA NOA - Tagebuch auf Tahiti

Von Paul Gauguin · 01.01.2011
Für die Fahrt zu Gauguins Hütte hatte Titi "ihr schönstes Kleid angelegt, eine Blume hinterm Ohr, ihren mit einer Garnitur orangefarbener Muscheln geputzten Basthut aufgesetzt und das lange schwarze Haar aufgelöst über die Schultern hängen. Sie war stolz, in einem Wagen zu fahren, stolz, so elegant und die Vahiné eines Mannes zu sein, den sie für einflussreich und vermögend hielt, und war wirklich hübsch in ihrem Stolz, der nichts Lächerliches hatte.
Ich wusste zwar, dass ihre sehr berechnete Liebe in den Augen der Europäer nicht schwerer gewogen hätte als die feile Gefälligkeit einer Dirne. Aber die Liebesglut einer maorischen Kurtisane ist etwas ganz anderes als die Passivität einer Pariser Kokotte- ganz etwas anderes! Es ist ein Feuer in ihrem Blute, das Liebe, seine eigentliche Nahrung, erweckt, das Liebe atmet. Diese Augen und dieser Mund können nicht lügen, ob uneigennützig oder nicht, es spricht immer Liebe aus ihnen."

Paul Gauguin (1848-1903). 1895 zweite Reise und Übersiedelung des französischen Malers auf die Marquesas. "NOA NOA " (Duft)1897.