Nina Hoss - eine Rolle, zwei Filme

Vorgestellt von Anke Leweke · 12.09.2007
Nina Hoss ist derzeit eine der gefragtesten Schauspielerinnen hierzulande: In gleich zwei deutschen Filmen, "Yella" und "Hannah", die diese Woche anlaufen, ist sie die Hauptdarstellerin. Darin spielt sie sogar einen ähnlichen Charakter: eine geheimnisvoll und verschlossen wirkende Frau. Trotzdem sind zwei ganz unterschiedliche Filme entstanden.
Yella
Deutschland 2006, Regie: Christian Petzold, Hauptdarsteller: Nina Hoss, Devid Striesow, 90 Minuten, ab zwölf Jahren

Wieder liegt Christian Petzold seiner Lieblingsdarstellerin Nina Hoss zu Füßen. Diesmal spielt sie eine junge Frau, die sich in der kalten Welt des Joint-Venture-Kapitals, der Geschäftshotels und Übernahmeprofis bewegt.

Von Anfang an hat Hoss, die für ihre Darstellung den Silbernen Bären der Berlinale gewann, hier etwas Geisterhaftes, so wie auch die Verhandlungen, an denen sie in gläsernen Büroetagen teilnimmt, einer realen Grundlage entbehren.

Dass "Yella" in Wittenberge beginnt, einer entleerten Stadt, die ihren Bewohnern keine Zukunft bietet, trägt zur unwirklichen Atmosphäre des Films bei. Immer wieder hören wir Krähen, immer wieder fragen wir uns mit der Hauptfigur, ob sie sich im wirklichen Leben befindet.

"Yella" ist ein kühler, zurückgenommener Film, der gerade durch seine distanzierte Erzählhaltung und seine hypergenauen Beobachtungen unerwarteten Emotionen Raum lässt.

Hannah
Deutschland 2007, Regie: Erica von Moeller, Hauptdarsteller: Nina Hoss, Matthias Brandt, 85 Minuten

Auch in Erica von Moellers Regiedebüt "Hannah" ist Nina Hoss das Zentrum des Films. Auch hier spielt sie eine Frau, die von einem Geheimnis umgeben wird. Auch hier gibt es lange Einstellungen auf ihr Gesicht, zeigt die Kamera immer wieder ihren Gang.

Die gleichen Stilmittel und dennoch ein völlig anderer Film. Erica von Moeller psychologisiert, legt Zeichen und traut sich nicht, den Film in der Schwebe zu halten. Sechs Schlösser hat Hoss als Titel gebende Figur an ihrer Tür.

Immer wieder tauchen in Rückblenden geheimnisvolle Fotos auf, ihr Freund darf sie nicht zu Hause besuchen. Hannahs kleine Tochter lebt bei ihren Eltern. Das Mysterium wird hier zum Symptom einer psychisch gestörten Frau und auf allzu banale Art enträtselt.
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