Nie mehr tonlos zwitschern!

09.06.2010
Wenn die Netzvögel zwitschern, hört man höchstens Tasten klappern. Twitter hat zwar den Vogel zum Icon und das Getschilpe zum Programm erhoben, doch die 140-Zeichen-Nachrichten auf dem Mikroblogging-Dienst bestehen vor allem aus einem: Text.
Wenn die Netzvögel zwitschern, hört man höchstens Tasten klappern. Twitter hat zwar den Vogel zum Icon und das Getschilpe zum Programm erhoben, doch die 140-Zeichen-Nachrichten auf dem Mikroblogging-Dienst bestehen vor allem aus einem: Text. Der bewegt sich lautlos durchs Netz, hyperverlinkt zwar hier und da, aber nicht so wirklich audiofreundlich. Wer etwas hören will, dem bleibt nur: Selbst vorlesen, die Abende auf Twitterlesungen verbringen und Links zu Podcasts oder Mp3-Files einzeln aus den Tweets herausfischen.
Das Potenzial der Verbindung von Audio, Mikroblogs und Netzwerken wollen verschiedene Dienste erschließen, die speziell auf Audio-Mikroblogging ausgerichtet sind. Auf chir.ps können sich Twitter-Nutzer einen eigenen Audio-Stream einrichten und Aufnahmen direkt über die Weboberfläche machen oder als Datei hochladen. Zusammen mit Nachricht und Link wird das dann auf Twitter veröffentlicht. Unterhaltungen, kleine Botschaften, experimentelle Soundkollagen und Musik - die Beiträge auf Chir.ps sind etwa so vorhersehbar wie Chatroulette auf breitband.deutschlandfunkkultur.deBegegnungen auf Chatroulette. Wer möchte, kann gleich antworten, per Audioschnipsel natürlich.
Mit ähnlichem Konzept und etwas unbeholfener Oberfläche kommt Twaud.io daher. Auch per Email lassen sich hier Audiodateien veröffentlichen, vom Mobiltelefon allerdings noch nicht. Das kann die iPhone-App Tweetmic. Die Nutzerbewertungen im App-Store sind allerdings alles andere als überwältigend.
Noch ausgefeilter wird das Telefon bei 1000mikes zum Mikro. Per Anruf kann dort jeder sein eigenes Radio in Netz streamen - ein über Festnetz erreichbarer Input-Kanal sozusagen.
AudioBoo ist der wohl derzeit interessanteste Dienst für Mikroblogging mit Sounds. Der Dienst, den Gründer Mark Rock als »social voice platform« beschreibt, konnte kürzlich weitere Investoren gewinnen, wie das Blog berichtet. Mit AudioBoo lassen sich über Smartphones und Web nicht nur Audio und Text, sondern auch Fotos veröffentlichen. Beiträge anderer Nutzer kann man als Podcast abonnieren. Großer Vorteil an AudioBoo ist, dass der Dienst sich nicht auf die Verbindung mit Twitter beschränkt, sondern verschiedene soziale Netzwerke integriert.
Vielleicht kommt der Ton mit Audio-Mikroblogs aus dem digitalen Schattendasein. Für Musik und Medien könnten CC-lizensierte Audio-Tweets spannende Quellen und Rohmaterial abgeben. Mash-Ups könnten die Soundschnipsel neu arrangieren. In Kombination mit geographischen Daten wäre das auf ähnliche Weise denkbar wie bei Soundtransit: Das Reisebüro für Töne schickt Besucher auf eine selbst-erstellte Hörreise um die Welt.