Nico Rose: "Hard, Heavy & Happy"

Mit Schwermetall das Düstere bannen

08:49 Minuten
Heavy-Metal-Fans feiern sich beim Wacken Open Air.
Jede Menge friedliche Menschen: Heavy-Metal-Fans beim Wacken Open Air. © picture alliance / Headbangers Call Photo Project von Tom Solo Int.
14.06.2022
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Der promovierte Psychologe Nico Rose ist leidenschaftlicher Heavy-Metal-Fan und hat die Szene nun wissenschaftlich untersucht. In einer Umfrage sagten viele Fans, dass die harte Musik sie friedlich macht.
Nico Rose war Top-Manager in einem Medienkonzern und Professor, jetzt arbeitet er freiberuflich im Bereich Führungskultur. Und Rose ist Metal-Fan. Als solcher hat er nun ein Buch über seine Leidenschaft geschrieben. Für „Hard, Heavy & Happy. Heavy Metal und die Kunst des guten Lebens“ hat er sich mit den Anhängern der Musikrichtung beschäftigt und rund 6.000 von ihnen befragt.

Metal als Teil der Identität

Ein Ergebnis der Befragung: Viele der Metal-Heads sagen, der außergewöhnliche Krach mache sie friedlich. Vielleicht habe die Musik einen kathartischen Effekt, vermutet der promovierte Psychologe:

Es wird immer lauter und immer schneller, du schwitzt und malträtierst deinen Körper und kommst danach in die große Ruhe.

Von sich selbst sagt Rose, Heavy Metal sei ein großer Teil seiner Identität: „Es ist wirklich etwas, was mich im Kern ausmacht.“ Anders als beim Pop bleibe man dieser Musik oft das ganze Leben treu, wenn es einen einmal gepackt habe. Bei vielen Fans werde Metal zu einem „Seelenbaustein, den man liebhat und auch verteidigt“.

Katharsis durch die Musik

Rose hebt das friedliche Verhalten in der Szene hervor: Man beschützte sich eher als Streit anzufangen, berichtet er. Das würden Neulinge zum Beispiel in Wacken merken, wenn sie zum ersten Mal auf das gleichnamige Metal-Festival nach Norddeutschland kämen. Während die Musik alles andere als konservativ sei, sei das Verhalten dort fast schon langweilig deutsch, sagt Rose.
Auffällig ist allerdings die Diskrepanz zwischen der aggressiven Musik, den oft krassen Texten und der albtraumhaften Gestaltung von Covern und Shirts einerseits und dem von Rose beschriebenen friedfertigen Verhalten andererseits. Rose vermutet, dass die Aggressionen in die Musik und in das Artwork gebannt werden, der Hörer könne sich dadurch dann ein Stück davon befreien.

Das Düstere gebannt

Andere Musik traue sich nicht so weit in die düsteren Orte, sagt Rose und nennt beispielhaft Schlager und Reggae. „Mit Metal kannst du die tiefsten Tiefen des Lebens ausloten, wenn du das möchtest, und ich glaube, dich dadurch auch von bestimmen Dingen distanzieren."

Nico Rose: "Hard, Heavy & Happy. Heavy Metal und die Kunst des guten Lebens“
Heyne, München 2022
368 Seiten, 18 Euro

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