News-Portale von NZZ und "Standard"

Spiegel Online & Co. bekommen Konkurrenz

Screenshot des Internetauftritts "derstandard.de" am 25.7.2017
Deutsche Themen im Fokus: Screenshot des Internetauftritts "derstandard.de" am 25.7.2017 © Screenshot des Internetauftritts derstandard.de
Brigitte Baetz im Gespräch mit Elena Gorgis · 24.07.2017
Mit speziell auf Deutschland zugeschnittenen News-Portalen drängen NZZ und der Wiener "Standard" auf den deutschen Online-Medienmarkt. Sie könnten sich durchaus zur ernstzunehmenden Konkurrenz für Spiegel Online und Co. entwickeln, meint Brigitte Baetz.
Mit speziell auf Deutschland zugeschnittenen Nachrichten-Portalen drängen die "Neue Zürcher Zeitung" und der österreichische "Standard" seit dieser Woche auf den deutschen Medienmarkt. Dabei setzt derstandard.de auf ein frei zugängliches, kostenloses Online-Angebot. "NZZ Perspektive" dagegen bietet für zehn Euro pro Monat ein tägliches E-Paper mit Artikeln der NZZ, die speziell für ein deutsches Publikum von Interesse sind.

Bereits jetzt "enorme Zugriffe" aus Deutschland

Medienjournalistin Brigitte Baetz sieht vor allem im Portal derstandard.de durchaus eine ernstzunehmende Konkurrenz für deutsche Nachrichtenseiten wie Spiegel Online. "Es ist ja heute schon so, dass die Auftritte von der NZZ und vom Standard enorme Zugriffe aus Deutschland haben", sagte sie im Deutschlandfunk Kultur. "Die NZZ sagt selbst, ein gutes Drittel ihrer Online-Leser käme aus Deutschland. Der Standard spricht von zehn Prozent seiner Online-Leserschaft." Das sei eine ganze Menge, allein wenn man bedenke, dass der Standard pro Monat 20 bis 30 Millionen Visits habe, "also wirklich ganz oben in der Liga spielt".
Der Online-Auftritt des Standard zeichne sich außerdem durch seine Community aus, betonte Baetz: "Im Gegensatz zum deutschen Trend, wo Nutzerkommentare doch eher, ich sag mal, stiefmütterlich behandelt werden oder am liebsten gar nicht mehr auf die Seite gesetzt werden, hat sich der Standard eine Gemeinschaft mit vielen Inhalten aufgebaut, die von Lesern erst zugeliefert werden, also sogenanntem User-Content. Da könnte, denke ich, durchaus was gehen."

Wird sich "NZZ Perspektive" finanzieren?

Vom inhaltlichen Profil her räumt Baetz auch "NZZ Perspektive" Chancen auf dem deutschen Medienmarkt ein. "Ich denke schon, dass es im Bereich Online-Qualitätsjournalismus noch Lücken gibt, was vor allem die Kommentierung angeht, was die Einordnung von Ereignissen angeht. Also, im Falle der NZZ wäre das eher ein wirtschaftsliberaler Blick, der hier auf Deutschland gewagt wird. Und ich denke schon, dass sich damit Leser finden lassen." Allerdings sei fraglich, ob sich damit auch genügend Leser fänden, um das Angebot zu refinanzieren.
(uko)
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