Neues Repertoire für die Königsklasse
Drittes Oktoberwochenende und alle Konzerte ausverkauft - das sind die Kennzeichen der Donaueschinger Musiktage. Drei Tage im Zeichen neuer Musik, mit beeindruckenden Klanginstallationen und in diesem Jahr einem Schwerpunkt auf Werken für Streichquartett.
Selbst für absolute Enthusiasten stellen die Donaueschinger Musiktage eine echte Herausforderung dar. Will man tatsächlich sämtliche Konzerte, Jazzsessions und auch noch die Hör(spiel)kunst wahrnehmen, so bleibt für die allzu menschlichen Bedürfnisse nicht allzu viel Zeit übrig. Auch im allgemeinen Festivaltrubel kommt meist etwas zu kurz, nämlich die Klanginstallation. Gut, immerhin wurde in den letzten Jahren der fürstliche Schlosspark mit diversen Aktionen bespaßt, durch die Straßen Donaueschingens mäanderten Blasorchester und sogar in einem Schuhladen gab es neue Töne. Nicht alles war dabei so überzeugend, wie es die Ankündigungen versprachen. Diesmal jedoch hinterließen die Klanginstallationen nachhaltigen Eindruck.
Der aus Halle stammende Künstler Olaf Nicolai etwa bespielte einen stuckverzierten Saal im hübschen Museum Biedermann, ein Scheinwerfer dreht sich beziehungsweise rast eine Stange entlang und um sie herum. Immer neue Teile des Raums und seiner Besucher werden fokussiert, dazu brummt und wütet dieser seltsame Erleuchter lautstark. Es scheint, als ob das Licht einen verfolgt, und man erschrickt ob der E-Gitarrenklänge - alles Unsinn! Ein Computerprogramm steuert das Ganze und die aggressive 'Musik' wird ausschließlich durch die Motorengeräusche erzeugt.
Noch einige verwirrende Schritte weiter geht der Österreicher Georg Nussbaumer, er hat gleich ein ganzes Edeleinrichtungshaus okkupiert und inszeniert dort einen vielgestaltigen Salon. Hinein kommt man allerdings erst, nachdem ein Bogenschütze ein Cello mehrfach beschossen hat, just nach diesem Eintrittsritual erwarten einen dann mehrere Räume voller zum Verkauf stehender Möbel und unverkäuflicher Accessoires des Künstlers. Dazu zählen unter anderem Geweihe, Hölzer, Instrumente - und vier Musiker. Diese spielen mal komplex Verschachteltes, mal eher Triviales. Sie bleiben dabei nicht brav sitzen, sondern wechseln ihre Positionen. Auf Videos sieht man ein schwimmendes Cello, eine aufregend unverständliche Apparatur bringt Instrumente mittels einer im Dachgeschoss installierten Solaranlage zum Klingen, ein anderes, sehr 'weibliches' Streichinstrument lässt sich nur mittels einer Reihe violetter Vibratoren in Stimmung bringen. Nussbaumers Salon ist ein Gesamtkunstwerk, das sprühend assoziativ einen ganzen Kosmos aufspannt, zu dem auch ein fulminantes Bilder-Textbuch sowie ein Kartenspiel namens Quartett-Quartett gehören.
Das Streichquartett spielte heuer in Donaueschingen ohnehin die Hauptrolle, zwei Werke wurden sogar von gleich mehreren Ensembles simultan uraufgeführt. James Dillons sechstes Streichquartett schien zunächst in der Interpretation des amerikanischen Jack Quartet recht unspektakulär, dann gingen die vier Arditti-Streicher an die Arbeit und legten weitere Feinheiten frei, zuletzt sorgte das Quatuor Diotima für einen präzis-impulsiven Klangrausch.
Reichlich überflüssig war indes die doppelte Begegnung mit Peter Ablingers "Wachstum und Massenmord". Hier gibt es eigentlich gar kein Stück, sondern man beobachtet mehr oder minder interessiert, wie die Musiker offenkundig üben, sich ein- und verstimmen, ohne dass dabei allerdings Stimmung aufkommt. Zu belanglos wirkt das alles, es fehlt an Charme und Originalität.
Im übrigen Uraufführungsreigen ließ ein neuer Streichquartett-Streich von Brian Ferneyhough aufhorchen, Ferneyhough gelingt hier tatsächlich die Verbindung von fast grotesker Komplexität und bisweilen tänzerischer Sinnlichkeit. Ganz wunderbar auch eine Streicherviertelstunde von Philippe Manoury, der einen verwucherten Garten mit vielfältigen Klangpflanzen anlegte. Am schönsten war jedoch das zum Szenischen tendierende Opus Magnum des75-jährigen Vinko Globokar. "Radiographie d'un roman" versucht noch einmal, das überkommen geglaubte Totaltheater der 60er und 70er Jahre zu reanimieren, eine Unzahl von - teils elektronisch bearbeiteten - vokalen und instrumentalen Bruchstücken prasselt aufs Publikum ein, die Bedeutungen und Zusammenhänge muss jeder selbst herstellen. An der altmeisterlichen Pranke Globokars können sich manche der jüngeren Tonsetzer eine gehörige Scheibe abschneiden.
Der aus Halle stammende Künstler Olaf Nicolai etwa bespielte einen stuckverzierten Saal im hübschen Museum Biedermann, ein Scheinwerfer dreht sich beziehungsweise rast eine Stange entlang und um sie herum. Immer neue Teile des Raums und seiner Besucher werden fokussiert, dazu brummt und wütet dieser seltsame Erleuchter lautstark. Es scheint, als ob das Licht einen verfolgt, und man erschrickt ob der E-Gitarrenklänge - alles Unsinn! Ein Computerprogramm steuert das Ganze und die aggressive 'Musik' wird ausschließlich durch die Motorengeräusche erzeugt.
Noch einige verwirrende Schritte weiter geht der Österreicher Georg Nussbaumer, er hat gleich ein ganzes Edeleinrichtungshaus okkupiert und inszeniert dort einen vielgestaltigen Salon. Hinein kommt man allerdings erst, nachdem ein Bogenschütze ein Cello mehrfach beschossen hat, just nach diesem Eintrittsritual erwarten einen dann mehrere Räume voller zum Verkauf stehender Möbel und unverkäuflicher Accessoires des Künstlers. Dazu zählen unter anderem Geweihe, Hölzer, Instrumente - und vier Musiker. Diese spielen mal komplex Verschachteltes, mal eher Triviales. Sie bleiben dabei nicht brav sitzen, sondern wechseln ihre Positionen. Auf Videos sieht man ein schwimmendes Cello, eine aufregend unverständliche Apparatur bringt Instrumente mittels einer im Dachgeschoss installierten Solaranlage zum Klingen, ein anderes, sehr 'weibliches' Streichinstrument lässt sich nur mittels einer Reihe violetter Vibratoren in Stimmung bringen. Nussbaumers Salon ist ein Gesamtkunstwerk, das sprühend assoziativ einen ganzen Kosmos aufspannt, zu dem auch ein fulminantes Bilder-Textbuch sowie ein Kartenspiel namens Quartett-Quartett gehören.
Das Streichquartett spielte heuer in Donaueschingen ohnehin die Hauptrolle, zwei Werke wurden sogar von gleich mehreren Ensembles simultan uraufgeführt. James Dillons sechstes Streichquartett schien zunächst in der Interpretation des amerikanischen Jack Quartet recht unspektakulär, dann gingen die vier Arditti-Streicher an die Arbeit und legten weitere Feinheiten frei, zuletzt sorgte das Quatuor Diotima für einen präzis-impulsiven Klangrausch.
Reichlich überflüssig war indes die doppelte Begegnung mit Peter Ablingers "Wachstum und Massenmord". Hier gibt es eigentlich gar kein Stück, sondern man beobachtet mehr oder minder interessiert, wie die Musiker offenkundig üben, sich ein- und verstimmen, ohne dass dabei allerdings Stimmung aufkommt. Zu belanglos wirkt das alles, es fehlt an Charme und Originalität.
Im übrigen Uraufführungsreigen ließ ein neuer Streichquartett-Streich von Brian Ferneyhough aufhorchen, Ferneyhough gelingt hier tatsächlich die Verbindung von fast grotesker Komplexität und bisweilen tänzerischer Sinnlichkeit. Ganz wunderbar auch eine Streicherviertelstunde von Philippe Manoury, der einen verwucherten Garten mit vielfältigen Klangpflanzen anlegte. Am schönsten war jedoch das zum Szenischen tendierende Opus Magnum des75-jährigen Vinko Globokar. "Radiographie d'un roman" versucht noch einmal, das überkommen geglaubte Totaltheater der 60er und 70er Jahre zu reanimieren, eine Unzahl von - teils elektronisch bearbeiteten - vokalen und instrumentalen Bruchstücken prasselt aufs Publikum ein, die Bedeutungen und Zusammenhänge muss jeder selbst herstellen. An der altmeisterlichen Pranke Globokars können sich manche der jüngeren Tonsetzer eine gehörige Scheibe abschneiden.