"Neues in die Welt gebracht"

Florian Langenscheidt im Gespräch mit Marietta Schwarz |
Der "Deutsche Gründerpreis" hat das Ziel, Unternehmensgründern eine "Bühne zu bauen", erklärt Kuratoriumssprecher Florian Langenscheidt. Er wünscht sich, dass in Zukunft mehr Frauen und Migranten "vollkommen neue Farbe" in die Gründerlandschaft bringen.
Marietta Schwarz: Einmal im Jahr werden vorbildliche Unternehmen in Deutschland mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnet. – Heute Abend ist es wieder soweit. Es gibt verschiedene Kategorien vom Schülerpreis bis zur Auszeichnung fürs Lebenswerk, und in der Vergangenheit sind Schraubenhersteller oder Apothekenversandhäuser ebenso prämiert worden wie Pharma- oder Nanotechnologieunternehmen. Der Verleger und Buchautor Florian Langenscheidt ist Kuratoriumsmitglied des Deutschen Gründerpreises, und mit ihm bin ich jetzt telefonisch verbunden. Guten Morgen, Herr Langenscheidt!

Florian Langenscheidt: Guten Morgen, liebe Frau Schwarz!

Schwarz: Was sind denn diesmal spannende Nominierungen?

Langenscheidt: Darüber können wir nicht sprechen! Wir sind in der schönen Lage, dass Deutschland langsam wieder mal erwacht. Wir hatten ja eine Gründerzeit vor, also in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und jetzt ist natürlich wichtiger denn je, dass wir im internationalen Wettbewerb wieder neue Unternehmen gründen, in ganz neue zukunftsträchtige Bereiche gehen.

Und das passiert zum Glück in allen Sparten, das sind teilweise Dinge, von denen man gar nichts versteht, gerade so Nanotechnologie, so ganz, ganz, ganz, ganz kleine Dinge. Aber es sind auch Dienstleistungen, es sind auch, wenn ich gerade letztes Jahr denke – "true fruits" - wo es so um Fruchtcocktails geht mit möglichst vielem Frischobstanteil. In allen Branchen machen sich junge Deutsche auf und gründen Neues. Und wir, der Deutsche Gründerpreis versucht, dem eine Bühne zu bauen.

Schwarz: Welche Kriterien legen Sie denn an für den Gründerpreis, für die Auszeichnung?

Langenscheidt: Es ist ein sehr differenziertes Kriteriensystem, nach dem wir gehen, und es muss halt … Fangen wir mal an, zum Beispiel bei den Schülern geht es natürlich einfach um eine kreative Idee, die die da diskutieren, überlegen, kann man das machen, und so eine Machbarkeitsstudie machen. Die haben natürlich noch nicht ganz die Möglichkeit, häufig gleich eine große Firma zu machen. Bei Start-up, da muss schon bewiesen sein, dass immerhin etwas in den Markt gekommen ist, dass es denkbar ist, dass es funktioniert, dass die ersten Indikatoren vernünftig sind. Bei den Aufsteigern, da muss dann schon deutlich sein, dass es auch Gewinn langfristig machen kann, dass so bestimmte Strukturen geschaffen werden.

Na ja, und Lebenswerk ist ja mehr das Rückwirkende, das ist dann der Königspreis, wenn jemand es wirklich geschafft hat, Unternehmen zu gründen mit vielen Mitarbeitern, viele Familien, die daran hängen, einfach denen Arbeit und Geld und Existenz und eine Vision zu geben. Und das sind dann die Hipps und die Mohns und die Ottos dieser Republik.

Schwarz: Herr Langenscheidt, Sie beobachten das Geschehen jetzt schon ein paar Jahre. Wie steht es denn um die Frauen, die nominiert werden? Gibt es da überhaupt welche?

Langenscheidt: Natürlich gibt es welche, aber wie allgemein bekannt ist es leider so, dass Frauen auch andere Prioritäten im Leben haben und deswegen wir schon einen gewissen Männerüberschuss haben bei denen, die hier geehrt werden. Übrigens auch im Kuratorium, ich darf dafür sprechen, und das sind von Willy Bogner bis Herrn Deichmann, von Graf Faber-Castell bis Herrn Fielmann – Sie kennen die ganzen Namen –, Claus Hipp, Toni Meggle, Michael Otto, das sind doch – oder Ritter, Sie kennen alle die Ritter-Sport-Schokolade –, das sind doch auch in dem größten Umfang Herren. Dagegen ist ja nichts zu sagen, aber wir würden uns sehr freuen, wenn mehr Frauen die Initiative ergreifen würden und eigene Unternehmen gründen.

Schwarz: Wir haben ja eine heftige Migrations-, Integrationsdebatte hinter uns oder nicht mal hinter uns. Deshalb auch noch mal die Frage nach den Migranten unter den Unternehmensgründern: Haben Sie da schon welche ausgezeichnet in den vergangenen Jahren?

Langenscheidt: Auch da wären wir sehr, sehr froh – und ich glaube, das wäre auch eine vollkommen neue Farbe in dieser Debatte –, wenn es da mal Initiativen gäbe und erfolgreiche neue Unternehmen mit vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, aber bisher ist das noch nicht in großem Umfang so gewesen. Wir würden sehr ermutigen, wenn es da Beispiele gibt, dass man die an den Deutschen Gründerpreis meldet, denn das würden wir mit größtem Wohlwollen anschauen.

Schwarz: Es gab ja auch schon Preise für umstrittene Unternehmen, sag ich mal, zum Beispiel den bereits erwähnten Apothekenverband DocMorris. Welches Zeichen will denn der Gründerpreis bei so einer Prämierung setzen?

Langenscheidt: Na ja, Morris ist ja sehr vielfältig und wir Unternehmen sind jetzt viel mehr für Kunden da. Und wenn Kunden bei so einem Unternehmen zu Scharen dort hingehen und sich freuen, dass sie Dinge mit neuen Preisen oder mit neuen Vertriebsstrukturen bestellen können, dann ist das etwas, was wir zu sehen haben und dann auch prämieren können. Es geht ja nicht darum, Strukturen nur zu schützen, sondern auch aufzubrechen und zu verändern.

Und gerade Gründer, gerade Menschen, die Neues in die Welt gebracht haben, sind halt die, die hinterfragen. Wenn man bedenkt, irgendwann Anfang des letzten Jahrhunderts wurde gesagt, wenn das so weitergeht mit all den Pferdekutschen in New York, dann werden wir noch an den Pferdeäpfeln ersticken, und dann kamen plötzlich die Autos, da hat sich das Problem nicht mehr gestellt. Und so ist es ja häufig mit großen Erfindern und großen Unternehmern, die definieren Branchen vollkommen neu und es ist nun nicht an uns, darüber das Urteil zu fällen.

Schwarz: Es gibt ja am Ende kein Geld zu gewinnen, sondern – ja wie würden Sie das nennen – Öffentlichkeit und Netzwerke. Fernsehberichterstattung zum Beispiel.

Langenscheidt: Genau. Das ZDF und der "Stern" sind jetzt zwei von vier Partnern, die das Ganze ausschreiben neben Porsche und neben dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Und diese vier Partner garantieren natürlich dementsprechend auch so eine hohe Publizität.

Und ich hab mit früheren Preisträgern immer wieder gesprochen und unisono ist es so, dass es einfach so ein Preis, wenn ich den Deutschen Gründerpreis bekomme, ich werde ernster genommen in den Gesprächen mit den Banken, mit Partnern. Es kommen viele gerade auch ausländische mögliche Geschäftspartner darauf, mich anzurufen, die Mitarbeiter haben ein Stück mehr Stolz und auch bei den Kunden kommt das gut an. Und zwar nachher gibt es meistens einen Schub in der Wahrnehmung, in der Ernsthaftigkeit und auch dementsprechend im Erfolg.

Schwarz: Florian Langenscheidt, Kuratoriumsmitglied des Deutschen Gründerpreises, der heute Abend verliehen wird. Herr Langenscheidt, Ihnen vielen Dank für das Gespräch!

Langenscheidt: Ihnen vielen Dank, Frau Schwarz, einen guten Tag wünsche ich!
Mehr zum Thema