Neues Album von Childish Gambino

R&B mit Stevie-Wonder-Touch

07:25 Minuten
Donald Glover posiert für ein Pressebild.
Tritt musikalisch als Childish Gambino in Erscheinung: US-Comedian, Sänger, Musiker und Schauspieler Donald Glover. © imago images / ZUMA Press / Armando Gallo
Fabian Wolff im Gespräch mit Andreas Müller · 31.03.2020
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Vom Comedy-Rapper zum gesellschaftskritischen R&B-Sänger: Donald Glover alias Childisch Gambino hat eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Sein Album "3.15.20" mit unaufgeregten Songs war als Überraschung gedacht - platzte aber mitten in die Coronapanik.
Für Musiker mit vielen Fans ist es inzwischen fast selbstverständlich geworden, ihre neuen Alben nicht lange vorher anzukündigen, sondern plötzlich und überraschend zu veröffentlichen. Dann sind alle kurz aufgeregt und können ein paar Tage über nichts anderes sprechen. Aber was, wenn die Welt und selbst die treuesten Fans gerade mit ganz anderen Sachen beschäftigt sind, zum Beispiel einer Pandemie?
Diese Frage musste sich der Musiker, Schauspieler und Comedian Donald Glover, der seine Songs meistens unter dem Namen Childish Gambino veröffentlicht, jetzt stellen. Er hat den Sprung vom Comedy-Rapper zum R&B-Gesellschaftskritiker geschafft.
Sein neues Album "3.15.20" platzte mitten in den Beginn der Coronapanik in den USA. Die nicht sehr aufgeregten Songs mit Anklängen an Stevie Wonder passten da nicht unbedingt.

Der Hype flammt immer wieder auf

Stars wie Beyoncé und Jay-Z veröffentlichen ihre Alben inzwischen mit Vorliebe als große Überraschung. So bekannt ist Donald Glover alias Childish Gambino noch nicht, aber ist er auf dem Weg dorthin?
"Der Hype um ihn lodert immer mal wieder auf", meint Musikjournalist Fabian Wolff. "Er war erst Comedian, hat Internetsketche gemacht und in einer Sitcom gespielt. Dann kam die Musik dazu, zuerst nerdiger Hiphop. Sein Rapname Childish Gambino soll einer Website entspringen, auf der man sich seinen eigenen Wu-Tang-Clan-Mitgliedsnamen erstellen kann. Aber der Tonfall wurde ernster, es ging verstärkt um seine komplizierte Identität als Schwarzer, musikalisch ging er weg vom Hiphop."

Solide mit Anklängen an die 80er und 90er

Mittlerweile habe er sich zum sozialkritischen Soulmusiker entwickelt. So sei etwa das Video des sehr erfolgreichen Afrobeatsongs "This is America" eine bittere und zynische Aufarbeitung von allen möglichen amerikanischen Übeln wie Waffenkultur oder Rassimus im Entertainment - und hat eine große Kontroverse ausgelöst.
In dem neuen Album fehlten solche Elemente, sagt Fabian Wolff. Wie das Vorgängeralbum "Awaken My Love" sei es "fast schon schlafwandlerisch und hypnotisch. Ich lese es als eine Art Fortsetzung: Im ersten Album ging es um Erinnerungen an seine frühe Kindheit, die Musik seiner Eltern und vor allem seine Mutter. ‚3.15.20‘ ist ein Album über seinen verstorbenen Vater."
Musikalisch sei das neue Werk "eher in den 80ern und frühen 90ern angesiedelt, mit Anklängen an Stevie Wonders Musik dieser Jahre, an Prince natürlich, aber auch Roger Troutman und The Gap Band. Es sei "solides R&B-Handwerk, das sich nur etwas betont merkwürdig gibt", so Fabian Wolff.
(mkn)
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