Neuer Tarantino: "Once Upon a Time in Hollywood"

Zwiespältiger Nostalgietrip

08:53 Minuten
Das Bild zeigt den Schauspieler Brad Pitt in einer Szene aus "Once upon a time in Hollywood" von Quentin Tarantino.
Filmstill aus "Once Upon a Time in Hollywood" von Quentin Tarantino: So gut und locker hat man Brad Pitt schon lange nicht mehr gesehen. © Festival Cannes / Sony Pictures Entertainment / Andrew Cooper
Von Patrick Wellinski · 14.08.2019
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Quentin Tarantino bringt sie erstmals gemeinsam auf die Leinwand: Leonardo DiCaprio und Brad Pitt. Technisch und schauspielerisch ist sein neunter Film auf der Höhe der Zeit, unter ideologischen Gesichtspunkten aber ungewöhnlich konservativ.

Worum geht es?

Es war einmal in Hollywood 1969: Der TV-Darsteller Rick Dalton und sein Stunt-Double Cliff Booth haben die besten Jahre hinter sich. Sie wären gerne Superstars, aber letztlich hängen sie gelangweilt in Daltons Villa in den Hollywood Hills herum und fantasieren von einer besseren Zukunft. Während Dalton überlegt, sein Glück mit Spaghetti-Western in Italien zu versuchen, interessiert sich Booth zunehmend für eine seltsame Hippie-Kommune, die sich auffällig häufig um die Villa des polnischen Regisseurs Roman Polanski und seiner Frau versammelt.

Was ist das Besondere daran?

Kaum einer versteht so authentisch eine ganze Epoche auferstehen zu lassen wie Quentin Tarantino. In seinem nun neunten Spielfilm belebt er die 60er-Jahre von den Klamotten über die Musik bis hin zu den Autos. Jedes Detail sitzt. Auch die Tatsache, dass der Film auf 70 mm gedreht wurde, verleiht ihm etwas sehr Haptisches.
Tarantino ist erklärter Feind von CGI und Digitaler-Technik. Diese Liebe zum Zelluloid prägt den Reiz von "Once Upon a Time in Hollywood". In knackigen Dialogen gelingt Tarantino sogar eine sehr humorvolle Buddy-Komödie. Die Chemie zwischen DiCaprio und Pitt ist der eigentliche Motor dieses überbordenden Films. Allein die Coolness von Brad Pitt ist atemberaubend. So gut und locker hat man ihn schon lange nicht mehr gesehen.

Bewertung

Tarantinos neunter Film ist ein zwiespältiges Werk geworden. Technisch und schauspielerisch auf der Höhe der Zeit, voller lieb gemeinter Sentimentalität für seine beiden Helden. Doch unter ideologischen Gesichtspunkten bekommt man Magenschmerzen. Tarantinos Hass gegenüber der Hippie- und Gegenkultur der 68er-Bewegung wirkt zynisch, motivationslos und ist sogar erzkonservativ. Schließlich sehnt sich der Film scheinbar nach einem konservativen Amerika zurück. Das ist schwer mit Tarantinos bedingungsloser Liebe zum Kino in Einklang zu bringen. Und so bleibt das Urteil für diesen groß angelegten Nostalgietrip zwiespältig.

Once Upon A Time in Hollywood
Drama, USA 2019
Regie: Quentin Tarantino
Mit Leonardo DiCaprio, Brad Pitt, Margot Robbie u. a.

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