Neuer Studiengang in Tschechien

"Bayern verstehen" als Studiengang

02:36 Minuten
Ein Mann in bayerischer Tracht spielt auf seinem Instrument, in dem sich Schloss Neuschwanstein spiegelt.
"Bayern verstehen" als Studiengang - das gibt es jetzt an der Universität Pilsen. © picture alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Von Kilian Kirchgeßner · 20.09.2019
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Bayern ist mehr als Oktoberfest und Neuschwanstein: Darin ist sich die tschechische Universität Pilsen sicher - und bietet einen neuen Masterstudiengang "Bayern-Studien" an. Einschließlich Unterricht in Mundart. Zum Auftakt gab es ein Symposium.
Bei dem Symposium in Pilsen wurde gleich deutlich, wie breit gefächert die Inhalte sind, die künftig zum neuen Studienfach gehören. Um die europäische Agrarpolitik ging es ebenso wie um bayerische Messestandorte und das Spannungsfeld zwischen Mundart und Hochsprache. Diese Vielfalt werde man auch im Studium bewusst pflegen, verspricht Andrea Königsmarkova, die den Lehrstuhl für Germanistik und Slawistik inne hat.
"Unsere Absolventen sollen sprachlich hervorragend ausgestattete Fachleute sein. Sie verstehen die bayerischen Dialekte - also Touristen, Kunden, Kollegen und so weiter. Dank Wahlmodulen können sie sich entweder auf den Wirtschaftsbereich spezialisieren. Da geht es um Wirtschaftsdeutsch, um Wirtschaftskenntnisse, Politologie und Recht. Oder sie vertiefen den kulturhistorischen Bereich mit Aspekten wie etwa Archäologie, Geschichte Bayerns oder Entwicklung der deutsch-tschechischen Beziehungen."

Universität Pilsen will sich auf Regionales konzentrieren

Ist das Fach aber nicht inhaltlich zu eng geschnitten - ist die Begrenzung auf Bayern also nicht zu speziell? Andrea Königsmarkova schüttelt den Kopf. Die Frage habe sie im Vorfeld häufig gehört, gibt sie zu, aber:
"Ich bekenne mich stolz dazu, dass wir eine regionale Universität sind. Mich freut es, dass wir uns auf das konzentrieren können, was hier naheliegt. Wenn wir ganz Deutschland in den Blick nehmen würden, müssten wir - wie das häufig so ist - an der Oberfläche bleiben. Aber hier können wir tatsächlich in die Tiefe gehen."
Der Vorteil von Pilsen ist tatsächlich allein schon ein geographischer: Über die Autobahn ist es weniger als eine Stunde bis zur böhmisch-bayerischen Grenze. Und die Region ist eng vernetzt: Pendler fahren täglich in beide Richtungen über die Grenze.

Wirtschaftliche Interessen stehen im Vordergrund

Zahlreiche bayerische Unternehmen haben Niederlassungen auf tschechischer Seite. Das ist es, was auch den Studiengang für die Studenten interessant macht. So wie für Jan Blazek, der in der Region aufgewachsen ist:
"Ich bin hier zu Hause. Neue Erfahrungen und neue Zusammenarbeit mit Bayern sind für mich wichtig."
Und vor allem: Er baut darauf, dass er nach dem Studienabschluss auch eine gute Stelle findet in seiner Heimatregion. Dass der Plan aufgehen könnte, davon ist Professorin Königsmarkova fest überzeugt. Die Absolventen verbringen während des Studiums verpflichtend einige Zeit in Bayern. Sie sollen eintauchen in Lebensart, Dialekte und Mentalität:
"Dass solche Arbeitskräfte fehlen merken wir immer wieder, weil wir ständig von Arbeitgebern angesprochen werden, ob wir nicht einen Absolventen mit solch einem Profil vermitteln könnten."
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