Neuer Intendant am Badischen Staatstheater

Vorübergehende Lösung, offene Fragen

07:23 Minuten
Ulrich Peters, Generalintendant am Badischen Staatstheater Karlsruhe.
Ulrich Peters soll bis 2024 die Leitung am Badischen Staatstheater Karlsruhe übernehmen. © imago / Rüdiger Wölk
Marie-Dominique Wetzel im Gespräch mit Britta Bürger · 20.05.2021
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Nach wiederholter Kritik am Führungsstil des Generalintendanten des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, Peter Spuhler, wurde dessen Vertrag vorzeitig beendet. Nun hat der Verwaltungsrat Ulrich Peters zum Interims-Nachfolger auserkoren.
Der Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters Karlsruhe hat den derzeitigen Generalintendanten des Theaters Münster, Ulrich Peters, als Interimsintendanten in Karlsruhe auserkoren. Die Entscheidung fiel einstimmig auf einer Sondersitzung.
Der Vertrag des bisherigen Generalintendanten, Peter Spuhler, war nach massiver Kritik an seinem Führungsstil vorzeitig aufgelöst worden. Nach einer Übergangszeit soll in Karlsruhe ab der Saison 2024/2025 eine neue Führungsstruktur etabliert werden.

Der Neue bringt gute Voraussetzungen mit

Peters bringe für den "schwierigen Job" ganz gute Voraussetzungen mit, sagt die Journalistin Marie-Dominique Wetzel. "Er ist ein erfahrener Intendant und Regisseur, kennt viele verschiedene Häuser und kommt aus dem Musiktheater. Dieser Sparte ist er besonders verbunden.
Das ist wichtig für Karlsruhe. Denn die Opernsparte ist in den letzten Jahren unter dem Generalintendanten Peter Spuhler besonders gebeutelt worden, durch massive Fluktuation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und durch Publikumsverlust."
Zudem habe sie mit jetzigen und ehemaligen Mitarbeitern von Peters gesprochen und "viel Positives gehört. Er sei offen und freundlich, würde auf seine Leute acht geben. Und das klingt ja auf jeden Fall schon mal gut, besonders nach den schlechten Erfahrungen mit dem Choleriker Peter Spuhler.
Aber fest fest steht auch: Ulrich Peters ist in der Theaterszene bisher nicht als der große Reformator aufgefallen. Es wird jetzt spannend zu sehen, wie er sich zu dem Reformprozess am Haus verhält."

Große Herausforderungen für das Staatstheater

Die Entscheidung, erst einmal auf eine Interimslösung zu setzen, begrüßt Wetzel. "Man möchte nicht gleich wieder eine neue Führung zementieren, sondern sich die Zeit nehmen, in Ruhe darüber nachzudenken, welches Führungsmodell man am Badischen Staatstheater künftig etablieren möchte."
Diesbezüglich gebe es bereits viele Überlegungen – so werde zum Beispiel über "eine Doppelspitze oder ein Team oder auch Spartenintendanzen" nachgedacht.
Vieles hänge nun davon ab, was man von Peters erwarte, welche Rolle er als Interimsintendant spielen solle, sagt Wetzel. Die zuständige Ministerin Theresia Bauer etwa erwarte von Peters, "das Haus wieder in ruhiges Fahrwasser" zu bringen. Im Fokus solle fortan wieder die Kunst stehen.
Zudem befinde sich das Haus gerade "auch baulich in einer großen Umbau- und Sanierungsphase". Wetzel ist sich sicher: "Da wird Ulrich Peters auch einiges an Managerqualitäten abverlangt werden."
In Karlsruhe wisse man jetzt, dass die Theaterszene den Reformprozess genau und gespannt beobachte. "In den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob wirklich ein Reformtheater daraus wird und sich die Strukturen und Machtverhältnisse grundlegend ändern – oder ob da doch nur wieder viel heiße Luft war."
(rja)
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