Neuer Einrichtungskatalog

Ikea setzt auf Deko statt auf Bücher

Der aktuelle Ikea-Katalog, im Hintergrund sind Ikea-Papier-Lampen zu sehen
Der aktuelle Ikea-Katalog, im Hintergrund sind Ikea-Papier-Lampen zu sehen © Inter IKEA Systems B.V. / imageBROKER / Collage: DLF Kultur
Thomas Wilking im Gespräch mit Max Oppel · 31.08.2018
Im neuen Ikea-Katalog gibt es kaum noch Bücher, das hat eine kleine Analyse des Fachmagazins Buchreport ergeben. Sorgen um das Kulturgut Buch müssten wir uns aber trotzdem nicht machen, meint der Chefredakteur von Buchreport, Thomas Wilking.
Einen "möblierten Roman" nannte der verstorbene Literaturkritiker Hellmuth Karasek den Ikea-Katalog einmal in seiner legendären Rezension der Werbebroschüre und adelte sie damit augenzwinkernd als Kulturgut. Aber eine kleine Analyse des Magazins "Buchreport" hat jetzt ergeben: Im neuen Ikea-Katalog gibt es kaum noch Bücher! Stattdessen liegen Wollknäuel, Geschirr und Dekoration in den Regalen - und wenn Bücher vorkommen, dann wirkt es so, als würde das Modell von der Lektüre erschlagen.
Bild aus dem aktuellen Ikea-Katalog: Ein Mann liegt schlafend auf einem Sofa, auf seiner Brust ein aufgeschlagenes Buch, auch neben ihm stapeln sich Bücher
Bild aus dem aktuellen Ikea-Katalog: Ein Mann liegt schlafend auf einem Sofa, auf seiner Brust ein aufgeschlagenes Buch, auch neben ihm stapeln sich Bücher© Inter IKEA Systems B.V.
Mit einer Auflage von 27 Millionen erreicht der Katalog mehr als jeden zweiten deutschen Haushalt und ist damit ein Seismograf für die Einrichtungsvorlieben der Deutschen. Ist das also der endgültige Beweis, dass die Leute nicht mehr lesen? War es das mit der bildungsbürgerlichen Bücherwand? Tatsächlich bescheinigt eine aktuelle Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, dass die Deutschen weniger Bücher kaufen.

Trotzdem keine Sorge um das Buch

"Ich glaube, man muss sich keine Sorge um das Buch machen", sagt der Chefredakteur von Buchreport, Thomas Wilking. "Es werden immer noch, sage ich mal, Größenordnung 400 Millionen Büchern in Deutschland verkauft." Aber der Ikea-Katalog sei stilbildend und da falle es schon auf, dass da weniger Bücher seien, so Wilking. Insofern sei die Frage, ob es ein Trend sei, der gesetzt werde, oder ob das das Leben abbilde. "Im Augenblick ist ja, glaube ich, auch die Funkausstellung in Berlin, jetzt werden die Fernseher immer größer, also vielleicht werden die Bücherregale auch dadurch ein bisschen verdrängt."
Er wolle nicht unterstellen, dass Ikea einen Kampf gegen das Buch führe, so der Journalist weiter. Aber offensichtlich habe man bei dem Design des Katalogs Bücher als Accessoires weniger eingesetzt und das sei erstmal ein interessanter Befund.
(eg)
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