Neue Pop-Alben

Liebeserklärung an Luluc

Das australische Duo Luluc: Steve Hassett und Zoë Randell.
Liefern Pop mit Tiefgang: das australische Duo Luluc (Steve Hassett und Zoë Randell). © Charlotte de Mezamat
Von Oliver Schwesig · 13.07.2018
Die Musik des australischen Duos Luluc kann dunkle Nächte erhellen. Unfassbar schön! Die Jayhawks liefern auf ihrem Album besten amerikanischen Folk-Rock. Und Coming-out-Pop mit Texten über sexuelle Freiheit gibt es von Jenn Champion.

Luluc – "Sculptor"

Na, auch mal wieder Lust auf Popmusik mit Tiefgang? Zoë Randell und Steve Hassett sind das Duo Luluc aus Australien. Auf ihrer dritten Platte "Sculptor" baden sie in dicken Melodien, angenehmem musikalischen Understatement: Alles so schön leise.
Eine Popmusik endlos breit und hoch, mit ein paar bescheiden platzierten Klingeltönen, Gitarrentupfern und glühenden Synthesizer-Akkorden. Zoe Randell singt mit warmherziger Stimme liebevolle Geschichten von orientierungslosen Jugendlichen, der Selbstliebe oder einem schlafwandelnden Mondmädchen.
Eigentlich muss man gar nicht viel mehr über diese unfassbar schöne Musik erzählen. Pop, der eine dunkle Nacht erhellen kann. Ich kriege da weiche Knie von.

Jayhawks – "Back Roads And Abandoned Motels"

Hier ist was aus der Abteilung "Alte Helden". Die Jayhawks liefern seit über 30 Jahren amerikanischen Folk-Rock. Das kleine Einmaleins der Harmonielehre haben sie voll verinnerlicht. Das trifft auch auf ihr neues Album "Back roads and abandoned Motels" zu.
An der Winning Formula der Jayhawks hat sich nicht viel verändert: akustische Gitarren, Pedal Steel, eine Fiddle, vorsichtig klimperndes Klavier, getragene Rhythmen, Dur-Harmonien und doppelläufiger Harmoniegesang. Das klingt für manchen heute vielleicht furchtbar nach 90er-Jahre-Alternative-Country. Aber ich kann mir nicht helfen: Diese versierte, akkurate Ausführung und der herzliche Gestus, der die Kraft des Songs in den Mittelpunkt stellt, haut mich immer noch um. Höchste Punktzahl.

Jenn Champion – "Single Rider"

Die Popmusik hat ja in den vergangenen Jahren einige Transformationen durchlebt. Die Gitarre wanderte langsam in den Hintergrund. Der 80er-Jahre-Pop ist ein wichtiges Ausbeutungsgebiet geworden. Ach ja, und immer beliebter wird der sogenannte Coming-out-Pop. Queere Musiker-Sternchen-Innen, die von sexueller Freiheit oder Repression singen. Jenn Champion aus Tucson, Arizona ist so eine. "Single Rider" heißt ihr neues Album.
Die glatte Produktion, die kühlen Songs, der fein-melodische Gesang – das könnte eine 2018er-Version von Roxy Music sein, komplett mit weißen Anzügen und Poolparty-Auftritt. Eine Kreuzung aus Drake und Billy Joel schwebte ihr vor, sagt Jenn Champion im Pressetext. Das trifft es. Dazwischen Texte über sexuelle Annäherung, Ablehnung und Unsicherheit. Und klare Worte gegen das Patriarchat.
Nun kann man sich natürlich fragen: Was für eine Halbwertszeit hat dieser "slicke" Pop? Man kann sich verlieren in diesen säuselnden Melodien, dem zerbrechlichen Singsang von Jenn Champion. Das ist auch handwerklich brauchbar. Ich hab allerdings die Erfahrung gemacht: Mehr als drei Durchläufen hält diese Musik nicht stand. Ne gute Drei!
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