Neue Platten in der Kurzkritik

Schwitzige Beats bis nach Andalusien

Gitarrist Al Doyle (l) und Sänger Joe Goddard der britischen Band "Hot Chip"
Gitarrist Al Doyle (l) und Sänger Joe Goddard der britischen Band "Hot Chip" © dpa / picture alliance / Britta Pedersen
Von Martin Risel · 15.05.2015
In unserer wöchentlichen Kolumne "Das muss man gehört haben … oder auch nicht" bespricht Martin Risel "Saturns pattern", das neue Album von Paul Weller, "BalkAndalucia" von Click here und "Why make sense" von Hot Chip.
Hot Chip: "Need you now"
Schwitzige Disco-Beats zwischen Donna Summer und Jimmy Somerville - wer einmal ein Konzert oder auch nur ein DJ-Set von Hot Chip erlebt hat, der kennt das. Und konnte sich immer schon wundern, dass diese britische Band, die wesentlichen Anteil hat am Hipster-Hype mit großen Brillen und hässlichen Klamotten, dass die also auf ihren Alben bisher intellektuelles Nerdtum pflegte statt Tanzmusik für dieses Jahrtausend. Es muss schließlich nicht immer alles Sinn machen. "Why make sense?" heißt denn auch das neue Album. Und da bin ich mir mal mit der hüperhyperhypenden britischen Musikpresse einig: Dieses sechste von Hot Chip ist ihr Bestes. Und damit sind die Londoner bestens gerüstet, sich die Deutungshoheit im Club und Pop von Daft Punk zurück zu erobern.
Neue Klänge auch vom "Modfather of Britpop" – Paul Weller:
Paul Weller: "I'm where I should be"
"Ich bin da, wo ich sein sollte", singt da Paul Weller auf seinem neuen Album. – Naja. Ich bin ihm lange als Fan gefolgt, jetzt gerade weiß ich nicht so genau, wo er ist. Dabei sagt der fast 57-jährige selbst in aller Bescheidenheit, dieses sei eines der besten Dinge, die er je vollbracht habe.
Und genau da muss ich ihm mal deutlich widersprechen. Einige der elf Vorgänger-Alben aus seinem Solo-Werk waren deutlich stärker, ganz zu schweigen von vielem, was er vorher mit The Style Council und The Jam gemacht hat.
Und vielleicht hat sich der "Changing man", der seit Jahrzehnten zu den besten britischen Rockmusikern gehört, genau damit diesmal verzettelt: Das Beste von all seinem musikalischen Schaffen auf ein Album bringen zu wollen.
Ein schlechtes Paul Weller-Album kann es nicht geben. Aber: Weniger wäre hier mehr gewesen. Und dann dieser Album-Titel: "Saturns Pattern". Schon Django Django hatten sich vor zwei Wochen dem Saturn verpflichtet – vielleicht, weil der in diesen Maitagen gerade am besten zu sehen ist. Auch auf dem Balkan.
Click here: I Garsona 2014 (Intensi Rmx)
"BalkAndalucia" heißt das neue Album aus der Click Here- Reihe von DJ Click. Denn vom Balkan bis nach Andalusien war der Franzose dieses Mal unterwegs mit seinem mobilen Studio, um in Athen und Paris, Sofia und Sevilla und anderen Orten an der Route regionale Stile und Musiker in sein Klanguniversum aufzunehmen. Der musikalische Globetrotter bastelt daraus zeitgemäße worldbeats für die offenen Ohren der Metropolenbewohner, denen der heutige Pop und Folk zu wenig Input bietet. Nicht immer gefällig, aber überfällig für eine gesamteuropäische Klangsprache von Polka über Rembetiko zu Flamenco.
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