Neue Nazis in der Literatur

Wer von der Gegenwart erzählt, kommt an den Rechten nicht vorbei

55:54 Minuten
Eine Person hockt unter einer Lampe und liest ein Buch.
All diese Bücher sind Annäherungen an ein drängendes Unbehagen. © imago images/Westend61
Von Beatrice Faßbender und Ulrich Rüdenauer · 11.10.2020
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Warum hat die Neue Rechte so viel Erfolg? Diese Frage beschäftigt auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Jenseits aktueller Aufregungen suchen sie in ihren Büchern nach neuen Perspektiven und komplexen Innenansichten.
Die NSU-Morde, brennende Asylbewerberheime, die Anschläge in Halle und Hanau: Diese Aufzählung könnte seitenlang so weitergehen. Der rechtsextreme Terror in Deutschland hat zugenommen, und in den Parlamenten sitzt eine Partei, die zumindest in Teilen rechtsextrem ist. Die Konjunktur der Rechten ist unübersehbar.

Seismograph Literatur

Die Frage nach den Gründen beschäftigt viele, auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Die Literatur ist ein Seismograph für gesellschaftliche Verschiebungen. Allerdings ist sie bekanntlich auch ein langsames Medium. Es dauert oft Jahre, bis Texte entstehen, die noch Jahre später standhalten.
Doch belletristische Literatur über die Neue Rechte in Deutschland gibt bereits. So neu ist das Phänomen und die von ihr ausgeübte Gewalt ja nicht. Mal sind die Bücher subtil, mal zupackend. Mal handelt es sich um literarische Reportagen, mal um autobiographisch gefärbte Prosa. Auch Dystopien mit oder ohne politischer Emphase und ästhetischer Finesse kommen vor, und manchmal findet sich sogar Humor.
All diese Bücher sind Annäherungen an ein drängendes Unbehagen. Sie verdanken sich auch dem Wunsch, dem medialen Blick und der politischen Inszenierung andere Perspektiven und komplexe Innensichten an die Seite zu stellen. Nicht unbedingt geht es um Verständnis, wohl aber ums Verstehenwollen.

Fremde Kennzeichen

Beatrice Faßbender und Ulrich Rüdenauer beginnen ihre Recherche in der tiefsten Provinz, da, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen und das Misstrauen Fremden gegenüber so groß ist, dass schon ein durchs Dorf fahrendes Auto mit fremdem Kennzeichen Unruhe und Aggression erzeugt. Sie sprechen mit Moritz von Uslar, Manja Präkels, Cihan Acar, Ingo Schulze, Wolfgang Schorlau, Cécile Wajsbrot und einigen anderen über ihre Romane und Erzählungen – und fragen sie und sich, wie eine Literatur aussehen muss, die auf die Neue Rechte reagiert.
(pla)
Das Manuskript der Sendung können Sie hier herunterladen.

Es sprechen: Florian Lukas, Eva Meckbach, Max Urlacher
Ton: Alexander Brennecke
Regie: Beatrix Ackers
Redaktion: Jörg Plath

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