Neue Jazz-Alben

Es grooved und lärmt ganz wunderbar

Die norwegische Jazzband Ola Kvernberg spielt Stücke ihrer aktuellen CD "Steamdome" bei "Nattjazz 2018" in Bergen (Norwegen).
Die norwegische Jazzband Ola Kvernberg bei "Nattjazz 2018" in Bergen (Norwegen). © picture alliance / dpa / Gonzales Photo / Jarle H. Moe
Von Ulrich Habersetzer · 15.08.2018
Der Geiger Ola Kvernberg spielt auf "Steamdome" Jazz, der Rockherzen höher schlagen lässt. Der Saxophonist Benedikt Koch hat auf "True in no possible word" seine perfekte Band gefunden. Und Dusko Goykovich erzählt Geschichten auf der Trompete.
Das ist eine Geige. Gespielt vom Norweger Ola Kvernberg. Auf seinem neuen Album "Steamdome" grooved, rockt, rumpelt und lärmt es ganz gewaltig und wunderbar.
Ein bisschen psychodelischer Rock, etwas Schweine-Hammondorgel, hier und da ein paar Reminiszenzen an das "Mahavishnu Orchestra" oder an die norwegische Folklore. Das alles herausragend und frech musiziert und zu aktuellem Rockjazz zusammengeknetet.

Lange Bögen und Klanggebilde, die sich über Minuten hin entwickeln können, oder Soundexplosionen von umwerfender Wucht.
Der Geiger Ola Kvernberg spielt auf "Steamdome" Jazz, der Rockherzen höher schlagen lässt und ziemlich gut ins Ohr geht.

Ola Kvernberg: "Steamdome"

Einer, der etwas zu sagen hat auf seinem Instrument. Benedikt Koch heißt dieser Saxophonist. Seine Musik ist voll Energie, Kernigkeit, Intensität. 30 Jahre, aus Darmstadt, hat in Weimar Saxophon studiert und stellt sich mit seinem Album "True in no possible word" als Bandleader vor.
Ein junger Musiker, der sein perfektes Bandgefüge scheinbar gefunden hat. Koch ist kein in den Vordergrund drängender Solist, sondern ausbalancierter Teamplayer mit Sinn für Dramaturgie, Pausen und - ganz wichtig - Interaktion.

Seine hochklassigen Mitmusiker sind für die hohe Qualität dieses Debüts mitverantwortlich. Trompeter Matthias Schwengler, Pianist Felix Hauptmann, Bassist Resa Askari und Schlagzeuger Fabian Arends erdichten zusammen mit Tenorsaxophonist Benedikt Koch beeindruckende und spannungsgeladene Klänge von einer Reife, die man bei einem Debüt eigentlich nicht erwarten kann.

Benedikt Koch Quintet: "True in no possible word"

Dusko Goykovich ist ein Geschichtenerzähler auf der Trompete und Legende des Jazz. Im September 2017 trat der im ehemaligen Jugoslawien geborene Trompeter mit seiner Traumband unter anderem mit den US-Stars Altsaxophonist Jesse Davis und Schlagzeuger Alvin Queen im Jazzclub Birdland im Bayerischen Neuburg an der Donau auf und einer dieser sagenumwobenen Jazz-Momente wurde dabei eingefangen, der jetzt auf dem Album "RE:BOP" erscheint.

Goykovich hat diese Art des Jazz, den Bebop und später auch den Hardbop, seit den 50er-Jahren mitgeprägt. Auch mit bald 87 Jahren ist sein Sound strahlend, sind seine Linien von einer geschmeidigen Logik und ist sein Zusammenspiel mit seinen Bandkollegen inspiriert, herausfordernd und ungemein gebend. Davon kann man sich auf "RE:BOB" überzeugen.

Dusko Goykovich Quintet: "RE:BOP"

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