Neue Inszenierung am Gorki Theater

"Von der Arbeiterin bis zur Lastwagenfahrerin"

Eine Frau bei der Arbeit an einem Computer zur Optimierung des Zuschnitts von Bekleidungsteilen aus den Stoffen, aufgenommen im VEB Wäschekonfektion Lößnitz im April 1989.
Berufstätige Frauen in den 1980er-Jahren in der DDR. © picture alliance / dpa / Wolfgang Thieme
Lola Arias im Gespräch mit Max Oppel  · 07.10.2016
Die argentinische Theatermacherin Lola Arias widmet sich in ihrer Inszenierung am Berliner Gorki-Theater einem Atlas des Kommunismus. Dabei interessiert die Regisseurin vor allem die Rolle der Frauen in der früheren DDR.
Weil in der politischen Führung der DDR die Männer dominierten, will sich die argentinische Regisseurin Lola Arias in ihrem Theaterstück "Atlas des Kommunismus" am Berliner Gorki Theater vor allem den Geschichten von Frauen widmen. Ihre Laiendarsteller sollen ihr eigenes Leben auf der Bühne rekonstruieren. Im Mittelpunkt steht die Geschichte von Salomea Genin, die als Teil einer jüdischen Familie vor dem nationalsozialistischen Terror nach Australien fliehen musste, dort den Kommunismus für sich entdeckte und in die DDR ging. Der biografische Bericht Salomea Genins wird flankiert von den Geschichten einer Übersetzerin, einer Schauspielerin, einer Punksängerin und einer vietnamesischen Vertragsarbeiterin, sowie einem Puppenspieler, einer jungen Kommunistin aus Bayern, einer 16-jährigen Aktivistin und einer Schülerin aus Berlin Pankow.

Widerspruch in der DDR

Es sei ihr komplexer erschienen, mit Frauen zu arbeiten, sagt die Regisseurin Lola Arias im Deutschlandradio Kultur. In der DDR sei die Rolle der Frau sehr wichtig gewesen und offiziell herausgehoben worden. "90 Prozent der Frauen hatten einen Fulltime-Job, es gab staatliche Unterstützung in Form von umfassender Kinderbetreuung, damit Frauen im Staat alle Funktionen wahrnehmen konnten", sagt Arias. "Von der Arbeiterin bis zur Lastwagenfahrerin." Aber im Politbüro hätten immer nur Männer gesessen und die Macht gehabt. "Es gab also diesen Widerspruch von der starken Frauenfigur im Sozialismus mit ihrer Gleichberechtigung und den politischen Entscheidungen in diesem Staat, die von Männern getroffen wurden." Das Verhältnis der Frauen zur Politik sei weitgehend noch unerforscht. Auf der Bühne sei nun ein vielstimmiges Stück entstanden. Das Scheitern der DDR bedeute keineswegs, dass auch die kommunistische Idee gescheitert sei, zeigt sich die Argentinierin überzeugt.
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