Neue Clubmusik

Let's dance!

Dancefloor
Neue Musik für den Club ... © imago/UIG
Von Martin Risel · 13.11.2017
Von Elektro-Expressionismus, musikalischen Erzählungen aus den 90er-Jahren bis hin zu jazzigen Live-Improvisationen: Wir stellen die Neuerscheinungen aus dem Bereich der Clubmusik vor.

Call Super: "Arpo"

So klingt es, wenn JR Seaton im Berliner Berghain, im Londoner Fabric oder im Boiler Room auflegt - unter seinem merkwürdig bescheuerten Künstlernamen Call Super. Die frühen Tracks des britischen Wahlberliners waren noch vom düster-knarzenden Berghain-Techno geprägt. Sein gefeiertes Debütalbum vor drei Jahren zeigte sich dann schon mehr vom Credo seines Idols, DJ-Großmeister Laurent Garnier, beeinflusst: Man kann alles spielen, wenn es gut ist. Diesen Grundsatz hat der Kunststudiums-Abbrecher unter dem Einfluss weltweiter Gigs nun auf seinem zweiten Album weiter entwickelt - als eine Art Elektro-Expressionist.
Call Super veröffentlicht mit "Arpo" ein so vielfältiges wie zeitgemäßes Electronica-Album. Für ihn eine Visitenkarte für alle wichtigen Clubs und Festivals der Welt. Für uns eine Werkschau auf all das, was heute geht und wie es klingen sollte. Im Club - oder im Kopfhörer.

Anja Schneider: "SoMe"

An legendäre Drum-and-Bass-Nächte vor 20 Jahren im Berliner Club WMF erinnert dieser Track vom neuen Album von Anja Schneider. Seitdem ist die neben Ellen Allien und Monika Kruse wohl wichtigste deutsche Elektronik-Produzentin und DJ-Frau mit dabei. Bringt jetzt - neun Jahre nach dem Debut - aber erst ihr zweites Album heraus. Das heißt ganz autobiografisch "SoMe", ihr neu gegründetes Label entsprechend "SoUs".
Anja Schneider will uns sagen: Das bin ich, für Euch da. Sendungsbewusst wie in ihren Radio-Shows. Für ihre musikalischen Erzählungen hat sie aus alten Plattenkisten Jungle und House der 90er wieder ausgegraben und vermischt mit Ragga und typischem Berlin Techno. Heraus kommt mehr eine persönliche, musikalische Geschichtsschreibung als der aktuellste state-of-the-art-Sound. Aber damit können Sie Ihrem Kind zeigen, was Sie damals auf den Tanzboden gezogen hat. Und vielleicht ja noch heute.

Hello Skinny: "Watermelon Sun"

Mit seinen jazzigen Live-Improvisationen will Hello Skinny auf seinem neuen Album "Watermelon Sun" an die ganz frühen Zeiten elektronischer Clubmusik zurück erinnern, als vor 40 Jahren in New York die verschiedensten Stile unter der Diskokugel verschmolzen.
Sonst hat der Brite bei unterschiedlichen Projekten von Matthew Herbert bis Mulatu Astatke getrommelt. Sein jetzt zweites Album hat er authentisch in New York eingespielt. Und zusammen mit Posaunist und Minimal-Komponist Peter Zummo elektro-akustisch improvisiert. Das klingt nach einem Mix aus Chicago House und UK Jazz. Mit sowas hatte Laurent Garnier sogar mal einen Club-Welthit. Das wird Hello Skinny nicht gelingen. Aber ein paar offene Ohren unterm Kopfhörer glücklich machen.
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