Neue CD von Rafael Cortés

Eine Hommage an Paco de Lucia

Eine Gitarre des Herstellers Ovation.
Mit der CD würdigt Rafael Cortés auch den verstorbenen Paco de Lucia. © Jan-Martin Altgeld
Von Jutta Petermann · 11.06.2015
Technische Brillanz, musikalische Sensibilität, Traditionsbewusstsein: Der Flamencogitarrist Rafael Cortés spielt auf höchstem Niveau. Nun erscheint sein neues Album "Blanco y Negro" - ein Familienwerk.
"Blanco steht natürlich für..., im spanischen Blanco heißt Weiß, für das Reine, für das Friedliche für das Schöne, das Unbekümmerte, er war ja immer da. Er hat immer die Richtung ein bisschen... , gesagt kommt Jungs hierher und alle hinter ihm her und das Schwarze für die tiefe Trauer, für die Leere, die er hinterlassen hat."
Blanco y Negro - Hell und Dunkel - Lust und Leid: Emotionale Kontraste bestimmen dieses Album, das durchströmt ist vom Geist Paco de Lucias. Unterschiedlichste Flamencostile wie die urtypische Buleria oder die Soleá spielt Cortés und bereichert sie um Jazz, Blues und Latino-Einflüsse. Im Eröffnungsstück "Espiritu de Lucia" zitiert Rafael Cortés sein Vorbild auch direkt und variiert dann spielerisch dessen Motive und Melodien.
Diese Widmung könnte eine enorme Last sein für den 41-jährigen Deutsch-Spanier, wenn er dem Meister aller Meister nun diese acht Titel zu Füßen legt, aber Rafael Cortés gilt nicht von ungefähr als Ausnahmegitarrist, nicht nur in Deutschland. Sein Spiel und seine Musik sind ausgesprochen vielschichtig, dicht und reich. Reich an Farben und Schattierungen, an feinsinnigen Arrangements, an poetischen und gefühlvollen Atmosphären.
Und auch in der technischen Perfektion ist er seinem Idol ebenbürtig, wie Cortés mit seinen beeindruckend rasanten Akkordwechseln und fingerbrecherischen Läufen über die sechs Saiten beweist. Cortés verbeugt sich hier tief, ohne devot zu sein. Er hat das Niveau seines musikalischen Ziehvaters. Das ist der Begriff, den Cortés benutzt, um zu erklären, was ihm de Lucia bedeutet.
"Ich weiß noch, als ich klein war, kam 'ne neue Paco de Lucia Platte raus, erst mal 'ne Woche einsperren, erst mal alles nachspielen können."
Familiäre Verbindung nach Granada
"Was Paco de Lucia geleistet hat, ist ... Also ich vergleiche ihn ohne Zweifel mit Beethoven, Mozart, Bach. Ich sag' ja immer: Ihm gehören 80 Prozent des Namen Flamenco. Früher war die spanische Gitarre sehr limitiert, es war, wie man das halt so kannte von früher, A-Moll, G-Dur, F-Dur, E-Dur diese spanische Kadenz, und er hat über den Tellerrand hinaus geschaut und hat sich von anderen Musiken bereichern lassen durch den Jazz, den Blues, und er hat praktisch eine ganz neue Form Musik kreiert."
Rafael Cortés lässt da in seiner bedingungslosen Verehrung etwas zu großzügig den Einfluss anderer Musiker auf die Entwicklung des Flamenco vor allem durch berühmte Sänger wie Camaron de la Isla oder auch Enrique Morente hinten überfallen. Aber er ist eben ein trauernder Liebender.
Der spanische Flamenco-Gitarrist Paco de Lucia 2004 in seinem Haus in Algeciras, im südspanischen Cadiz.
Paco de Lucia starb im Februar 2014.© picture alliance / dpa / A.Carrasco Ragel
Das Album "Blancy y Negro" ist ein Familienwerk geworden mit Son Fali an der zweiten Gitarre, Tochter Vivienne und Freundin Rosa Maria in den background vocals und mit Cousin Gonzalo Cortés als Sänger.
Rafael Cortés kann von seinem, in Deutschland seltenen Beruf als Flamencogitarrist leben. Seine familiäre Verbindung nach Granada verschafft ihm zum einen das Siegel der Authentizität. Aber andererseits hat gerade seine deutsche Heimat in ihm das gewisse Etwas entstehen lassen, das ihn abhebt von all den anderen Gitarristen, erzählt Cortés.
"Ich hab' in Madrid mal aufgenommen im bekannten Studio 'Musitron'. Dort nimmt José Luis Garrido auf, und José Luis Garrido hat wirklich alle Größen im Flamenco aufgenommen, inklusive Paco de Lucia. Er sagte mir mal Rafaelito sei froh, dass Du in Deutschland wohnst, weil Du nicht so beeinflusst und nicht diesen Allgemeinstil spielst, den alle gezwungenermaßen spielen, weil sie sich jeden Tag treffen und sich austauschen."
Gerade mit diesem ganz eigenen Stil hat der wohl virtuoseste Flamencogitarrist Deutschlands auch "Blanco y Negro" zu einer Hommage gemacht, die Paco de Lucia zur Ehre gereicht und die wieder einmal Cortés eigenes Können und seine künstlerische Sensibilität unter Beweis stellt.
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