Neue Alben: Drei Bands mit Vergangenheit

Einfach mal hinknallen, was gesagt werden muss

Die Türen - Coverart 2019
"Die Türen"-Album "Exoterik": Wortfetzen, Schlagworte, kurze Zeilen. © Markus Fiedler
Von Oliver Schwesig · 25.01.2019
Dreimal treffen wir alte Bekannte, die in der Vergangenheit jeweils auf ihre Art bemerkenswerte Musik gemacht haben: Die Türen aus Berlin, Toy aus England und die Backstreet Boys. Vor allem das Dreifach-Album der deutschen Band überzeugt.

Die Türen - "Exoterik"

Wortfetzen, Schlagworte, kurze Zeilen. Mit langen Texten halten Die Türen sich nicht auf, auf ihrer neuen Platte "Exoterik". "Alles was mehr gesagt wird, macht's öde", sagte Band-Mitglied Andreas Spechtl im Deutschlandfunk Kultur. Und wie erfrischend, das was gesagt werden muss, einfach hingeknallt zu bekommen, statt, wie in Deutschland ja oft üblich, in bedeutungsschwere Pennäler-Lyrik zu kleiden.
Zwischen Kraut und Postpunk geht das musikalische Pendel auf diesem Album. Die Türen sind im Dauerrausch. Es wird experimentiert, geklimpert, gebrüllt und gebrochen. Drones, wabernde Gitarren und dumpfe Bassläufe rasen vorbei. Ein Song möchte keins der Stücke auf diesem Dreifach-Album sein. Und dennoch: Man hat nie das Gefühl, hier von Avantgard-Spinnern zugedröhnt zu werden. Man bekommt stattdessen einen aufregenden zeitgemäßen Rock-Entwurf.

Toy - "Energy"

Den Geist des Postpunk auferstehen lässt auch die Band Toy aus England. Vor sieben Jahren waren sie Jahresendalbum-Kritikerlieblinge – mit ihrem Debüt, wohlgemerkt. Auf ihrem neuen, dem vierten, Album "Happy in the Hollow" haben sie noch ein paar mehr Pop-Strukturen geopfert für einen erhöhten Hypnose-Faktor.
Ach ja, und bei Postpunk bleibt es erfreulicherweise nicht. Ihre restlichen Pop-Freuden toben Toy mit melodiösem Shoegaze-Geschrammel aus. Wir sind in den späten 80ern angekommen…
Das ist zwar alles nichts furchtbar Neues. Aber dieser unglaublich fesselnden Performance in jedem Song kann man sich bei Toy nicht entziehen.

Backstreet Boys - "Chances"

Einige von Ihnen werden wissen, dass Comebacks von Boybands der 90er es bei mir schwer haben. Das neue Backstreet-Album hätte ich auch gern in der Luft zerrissen. Aber geht nicht so richtig. Die können nämlich leider singen.
Okay, vokal sind sie immer noch gut drauf. Aber was ist mit den Songs? Man musste wohl auf Nummer sicher gehen. Nur so lässt sich erklären, dass an manchen Liedern teilweise bis zu fünf Songschreiber mitwerkelten.
Die haben den Backstreet Boys eine Art Allerwelts-Pop mit Songwriter-Aroma überreicht. Songs denen man das Prädikat "Nett" geben kann. Genau die Musik, die immer dann läuft, wenn's in großen Hollywood-Blockbustern mal emotional wird.
Eigentlich schade. Wenn sie schon so gut singen können, was wäre drin gewesen mit ein bisschen mehr Handwerk? Aber wer bin ich schon – die anstehenden Konzerte der Backstreet Boys in Deutschland waren innerhalb weniger Minuten ausverkauft.
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