Neu Kino: "Pepe Mujica - Der Präsident"

Lässiges Staatsoberhaupt

Jose Pepe Mujica, Präsident von Uruguay, wurde 2011 an der National University of Lanus in Argentinien die Ehrendoktorwürde verliehen.
Jose Pepe Mujica, Präsident von Uruguay, wurde 2011 an der National University of Lanus in Argentinien die Ehrendoktorwürde verliehen. © picture alliance / dpa / Sergio Goya
Von Patrick Wellinski · 05.03.2015
Er lebte auf einem Bauernhof, spendete einen Großteil seines Gehalts und fuhr einen alten VW-Käfer. Der 79-jährige José "Pepe" Mujica, der erst kürzlich sein Amt als Präsident Uruguays niederlegte, zählte zu den ungewöhnlichsten Staatenlenkern. Der Dokumentarfilm setzt ihm ein Denkmal.
Am 1. März stand er wieder dort, wo er so ungern steht, im Mittelpunkt. Denn letzte Woche beendete José "Pepe" Mujica seine Amtszeit als Präsident Uruguays. Der 79-Jährige gehört zu den ungewöhnlichsten Staatsoberhäuptern, die die Welt gesehen hat. Er lebte bescheiden und zurückgezogen auf einem Bauernhof, fuhr lediglich einen 40 Jahre alten VW-Käfer und spendete regelmäßig 85 Prozent seines Gehalts für wohltätige Zwecke. Das brachte ihm mitunter den Titel des "ärmsten Staatspräsidenten der Welt" ein.
Die Schweizer Dokumentarfilmregisseurin Heide Specogna hat gemeinsam mit ihrem Kameramann Rainer Hoffmann "Pepe" und seine nicht minder politische Ehefrau Lucia Topolansky über viele Jahre begleitet. So entstand bereits in den 1990er-Jahren der Dokumentarfilm "Tupamaros", der die Rolle des politisch engagierten Paares nachzeichnete.
Gefährlich, schnell und riskant
Denn das Leben dieses so ruhigen Mannes, der am liebsten knietief im Blumenbeet hockt und die Ruhe seines Daseins genießt, war eigentlich ganz anders: Gefährlich, schnell und riskant. So stieg er in den unruhigen 1960er-Jahren zum Anführer der sozialistischen Movimiento de Liberación Nacional Tupamaros auf und kämpfte mit sehr eigenwilligen Aktionen gegen die zunehmende gesellschaftliche Ungerechtigkeit Uruguays an. Dafür verbrachte er bis 1985 insgesamt 14 Jahre im Gefängnis, bis er dann ab 1990 zunächst Abgeordneter, dann Senator und schließlich auch Minister wurde.
Der Film zeichnet dieses abenteuerliche Leben nur beiläufig nach. Dankenswerterweise konzentriert sich Specogna auf das Leben des Präsidenten Pepe, der auch einmal Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht, und die sehr erstaunt guckt, als er ihr erklärt, dass er nur in einem VW-Käfer unterwegs ist. Natürlich gibt es innenpolitische Schwierigkeiten.
Präsident "Pepe" ist eben kein Heiliger. Er ist ein Träumer, ein Sozialist, ein treuer Ehemann - aber eben auch ein weiser Gärtner, der das Leben mit all seinen Falltüren durchlebt hat und deshalb so wunderbare Dinge sagen darf wie: "Die Gesetze beißen nicht. Es sind die Menschen, die beißen." Es ist genau diese lässige Lebensklugheit, die man in der politischen Landschaft Deutschlands häufig schmerzlich vermisst.
Deutschland/Schweiz 2014, Heide Specogna, 93 Minuten, mit: Pepe Mujica und Lucia Topolansky
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