Neu im Kino: „Tolkien“

Der „Hobbit“-Autor als junger Mann

06:24 Minuten
Ein Mann und eine Frauen gehen spazieren und unterhalten sich
Nicholas Hoult und Lily Collins in "Tolkien" von Dome Karukoski, der in dieser Woche in die deutschen Kinos kommt. © www.imago-images.de
Von Jörg Taszman · 20.06.2019
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„Tolkien“ ist ein klassisches Bio-Pic, das sich auf die jungen Jahre des späteren Autors vom Hobbit konzentriert. Als Coming-of-Age-Geschichte über Freundschaft und die erste Liebe überzeugt der Film in erlesenen, wenn auch konventionellen Bildern.
Schon als Kind beim Spielen versteckt sich der junge Ronald manchmal und schweift ab in ferne Welten. Er sieht vor seinem geistigen Auge Fabelwesen und wilde Pferde. Ähnliche Visionen hat der erwachsene Ronald Tolkien dann auch als fiebriger Soldat in den Schützengräben im Ersten Weltkrieg.
Der traumatische und sinnlose Krieg dient dem finnischen Regisseur Dome Karukoski (Tom of Finland) als Folie für seine Klammerhandlung in "Tolkien", der in dieser Woche in die deutschen Kinos kommt. In Rückblicken taucht man zunächst ab in die Kindheit um 1900. Dort wächst der junge Ronald mit seinem Bruder und seiner Mutter in der idyllischen Landschaft der English Midlands auf.
Weil die Familie arm ist, muss sie nach Birmingham umziehen. Nach dem frühen Tod der Mutter werden die Tolkien-Brüder zu Waisen. Auf einer renommierten Schule freundet sich der spätere Romanautor dann mit drei weiteren Jungs an. Sie gründen einen Männerbund und werden Gefährten.
Als junger Mann kämpft Tolkien auf der Universität nicht nur um seine akademische Zukunft, sondern auch um Edith, seine große Liebe.

Erlesene Bilder

Als Coming-of-Age-Geschichte über Freundschaft und die erste Liebe überzeugt der Film in erlesenen, wenn auch konventionellen Bildern. Dabei spielen die Kunst, Sprache und die Musik eine wichtige Rolle. Man debattiert leidenschaftlich beim Tee, nimmt sich schrecklich ernst und schlägt manchmal völlig unbritisch leicht über die Stränge.
Aber Tolkien ist als einziger seiner Freunde eben nicht vermögend, muss sich immer um ein Stipendium bemühen. Besonders schön ist eine Szene, als der junge Tolkien seine Edith in die Oper einladen möchte, die oberen, preiswerten Ränge jedoch längst ausverkauft sind. So schleichen sich beide in den Künstlereingang und landen im Kostümfundus. Dort spielen sie sich gegenseitig die Wagner-Oper vor, die sie nur hören, aber nicht sehen.

"Ringe"-Andeutungen wirken überladen

"Tolkien" ist ein eher klassisches Biopic, das sich auf die jungen Jahre des späteren Autors vom Hobbit konzentriert. Etwas überladen wirkt TOLKIEN, wenn er in manchmal in überdeutlichen Bildmetaphern die Saga um "Herr der Ringe" andeutet.
Aber wenn Regisseur Dome Karuski eher realistisch und leicht poetisch erzählt und filmt, ist man als Zuschauer gerne mit dabei. Das liegt auch an den guten Darstellern, vor allem an Nicholas Hoult und Lily Collins als Ronald und Edith.

Tolkien
USA 2019, Regie: Dome Karukoski
Buch: David Gleeson, Stephen Beresford
Mit: Nicholas Hoult, Al Bollands, Lily Collins, Craig Roberts, Harry Gilby, Colm Meaney
Länge: 111 Minuten. FSK: ab 12 Jahren

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