Neu im Kino: "Thor 3 - Tag der Entscheidung"

Disco-Fassung eines Weltendes

Szene aus dem Film "Thor 3 - Tag der Entscheidung"
Szene aus dem Film "Thor 3 - Tag der Entscheidung" © The Walt Disney Company Germany GmbH
Niels Penke im Gespräch mit Max Oppel · 03.11.2017
Neu erzählter nordischer Mythos oder einfach nur Kitsch? In dem neuen Film "Thor 3 - Tag der Entscheidung" werden Götterfiguren zu Superhelden. Für den Populärkultur-Forscher Niels Penke kein Problem.
Niels Penke ist ein Kenner der nordischen Mythologie. Er erforscht ihre Rezeptions- und Adaptionsgeschichte an der Universität Siegen. Ihm sei klar gewesen, dass mit der Wahl des neuen Regisseurs Taika Waititi ein anderer "Thor" in die Kinos kommen würde, als zum Beispiel der düster-unheimliche Film "Thor - The Dark Kingdom" von 2013. "Ich glaube, er hat sehr gut daran getan", urteilt Penke über den neuen Regisseur.
Der Film "Thor 3 - Tag der Entscheidung" heißt auf Englisch "Ragnarok".
"Das heißt, es geht um das Ende der Welt und eigentlich die totale Vernichtung allen menschlichen und göttlichen Lebens."
Der Regisseur Waititi, der zum Beispiel mit der skurrilen Komödie "Eagle vs. Shark" bekannt wurde, hat auch aus diesem ernsten Stoff eine Komödie gemacht.

Keine Wagnersche "Götterdämmerung"

"Das als Komödie aufzuziehen hat dem Ganzen dieses Wagnersche Pathos genommen – also diese sogenannte Götterdämmerung, die wir von Wagner her kennen, die sich hier auch als Soundtrack angeboten hätte. Das wurde genau nicht bedient. Waititi hat eher eine Disco- Fassung dieses scheinbaren Weltenendes vorgenommen."
Von den nordischen Mythen bleibt in diesem Film nicht viel übrig. Der Populärkultur-Forscher Niels Penke findet das nicht schlimm:
"Marvels Zugriff ist erstmal sympathisch, weil er den Ernst nimmt und das Ganze im Modus des Pop transformiert."
Wer sich ernsthaft mit den Mythen der in Island angesiedelten "Edda"-Sage beschäftigen möchte, dem empfiehlt Penke das Buch "Nordische Mythen und Sagen" von Neil Gaiman.
(cosa)
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