Neu im Kino: "Tel Aviv on Fire"

Die Absurdität des Alltags einfangen

07:37 Minuten
Eine Szene aus Sameh Zoabis Komödie "Tel Aviv On Fire": Auf dem Bild sind die Schauspieler Lubna Azabal und Yousef Joe Sweid zu sehen
Weder die israelischen noch die palästinensischen Männer wollen sich in diesem Film auf Kompromisse einlassen – Frauen imponieren wollen sie aber beide. © trigon-film / Patricia Peribáñez
Von Jörg Taszman · 03.07.2019
Audio herunterladen
Humorvolle Idee oder Verharmlosung der Probleme? Der Film "Tel Aviv on Fire" thematisiert den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern anhand der Entstehung einer fiktiven Seifenoper.

Worum es geht

"Tel Aviv on Fire" ist die populärste palästinensische Seifenoper. Dabei ist die Story der Serie Humbug. Kurz vor Ausbruch des Sechstagekrieges 1967 soll eine arabische Spionin einen israelischen General bezirzen, um geheime Aufmarschpläne zu klauen.
Obwohl eindeutig propagandistisch und antiisraelisch, vereint diese Schmonzette täglich Palästinenser und Juden vor den Bildschirmen. Das bekommt auch der 30-Jährige Salam zu spüren, der eigentlich nur ein Praktikant ist, aber fließend Hebräisch spricht und den arabischen Darstellern bei der Aussprache helfen soll.
Täglich muss der in Jerusalem lebende junge Mann den Checkpoint nach Ramallah überqueren, wo die Seifenoper produziert wird. Bei einem dieser Grenzübertritte fällt er dem israelischen Grenzoffizier Assi auf. Der kann die Serie zwar nicht leiden, möchte aber seiner Frau imponieren, die zu den Fans von "Tel Aviv on Fire" gehört. Und so zwingt er Salam dazu, die Drehbücher zu verändern.

Was ist das Besondere?

Regisseur Sameh Zoabi findet mit der fiktiven Soap eine treffende Metapher für das komplizierte Verhältnis zwischen Juden und Palästinensern. Er mokiert sich über bestehende Vorurteile und Klischees auf beiden Seiten.
Kompromisse wollen weder die arabischen Produzenten, noch der israelische Grenzbeamte. Aber man will auch den eigenen Frauen und Zuschauerinnen imponieren. Und so schleichen sich doch noch versteckte Hoffnungsschimmer in die Handlung der Seifenoper.

Bewertung

Bei allem schwarzen und rasant inszenierten Humor gelingt es dem Filmemacher, die Absurdität des Alltags zwischen Israelis und Palästinensern zu verdeutlichen. Hier stimmen das rasante Tempo und die schlagfertigen Dialoge und doch wird "Tel Aviv on Fire" nie harmlos oder albern.
Produziert wurde dieses äußerst amüsante und gut gespielte Werk auch mit israelischen Fördergeldern. Damit darf der Film, der eindeutig Partei für die Palästinenser ergreift, in der arabischen Welt nicht gezeigt werden. Ein weiterer Beweis für die Absurdität des kulturellen Boykotts gegen Israel.

Tel Aviv on Fire
Luxemburg, Frankreich, Israel, Belgien 2018
Regie: Sameh Zoabi
Mit: Kais Nashif, Lubna Azabal, Nadim Sawalha
Laufzeit: 97 Min.

Mehr zum Thema