Neu im Kino: "Styx"

Kammerspiel auf dem offenen Meer

Susanne Wolf als Ärztin Rieke in "Styx"
Urlaub auf der eigenen Jacht auf dem Meer - doch die Idylle wird für Ärztin Rieke zur Belastungsprobe © Copyright Benedict Neuenfels
Von Anke Leweke · 13.09.2018
Rieke ist eine Ärztin, die ihren Job meistert und sich durchsetzen kann. Auch mit ihrer Segeljacht im Atlantik weiß sie umzugehen. Doch plötzlich ist sie dort auf dem offenen Meer mit Not konfrontiert, die sie an ihre Grenzen bringt.

Worum geht es?

Man lernt Rieke (Susanne Wolff) im Einsatz kennen. Routiniert und sicher versorgt die Kölner Ärztin einen schwerverletzten Mann nach einem Autounfall. Auch später, wenn sie mit einer zwölf Meter langen Segeljacht allein im Atlantik in Richtung kapverdische Inseln unterwegs ist, fokussiert die Kamera immer wieder ihre Handgriffe, zeigt mit welcher Souveränität sie die Segel setzt, Anker hievt und sich auch bei schwerem Wellengang einen Kaffee kocht. Rieke genießt die Ruhe, das Alleinsein und die Auszeit vom anstrengenden Job als Notärztin. Doch dann entdeckt sie ein beschädigtes Fischerboot voller geflüchteter Menschen.

Was ist daran besonders?

"Styx" ist eine Mischung aus Drama und Kammerspiel auf dem offenen Meer. Die Weite wird plötzlich zu einer klaustrophobischen Enge, auch im übertragenen Sinne. Die zugespitzte Situation erzählt von einer Ohnmacht, die wir alle in abgeschwächter Form kennen. Riekes Berufsethos bedeutet, Menschen in Not selbstverständlich zu helfen. Doch die Küstenwache warnt sie: Wenn sie sich dem Schiff nähern würde, könnte eine Panik ausbrechen. Menschen könnten ertrinken, ihre Segeljacht kentern. Trotz zunehmend verzweifelter Funkrufe hat die Küstenwache immer noch keine Rettungsboote geschickt. Auch Frachtschiffe in der Nähe fühlen sich nicht verantwortlich.

Bewertung

Riekes Gesicht wirkt immer ratloser, verstörter und wird so zum Spiegel für Fragen, die gerade aktueller denn je sind. "Styx" könnte auch den Titel "Die Frau und das Meer" tragen. Wie auch Hemingway greift Wolfgang Fischer existenzielle Fragen auf, wirft den Menschen auf sich selbst zurück, der gezwungen wird, über sein Menschsein nachzudenken.

"Styx" von Wolfgang Fischer
Mit: Susanne Wolff, Alexander Beyer, Gedion Wekesa Oduor
Deutschland, Österreich 2018

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