Neu im Kino: "Steve Jobs"

Glanzstück des Dialogfilms

Michael Fassbender als Steve Jobs in dem gleichnamigen Kinofilm von Danny Boyle.
Michael Fassbender als Steve Jobs in dem gleichnamigen Kinofilm von Danny Boyle. © picture-alliance / dpa/Universal Pictures
Von Patrick Wellinski · 12.11.2015
Der kultisch verehrte Apple-Gründer Steve Jobs ist auch als Figur für Hollywood interessant. Danny Boyle und sein Drehbuchautor Aaron Sorkin nähern sich dem Mythos durch eine Unzahl von Dialogen, die zeigen, wie schwer sich Jobs im zwischenmenschlichen Umgang tat.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich Hollywood auf das Leben des Apple-Gründers und Technikgurus Steve Jobs stürzen würde. Nach dem gefloppten Film "Jobs" mit Ashton Kutcher in der Hauptrolle, versucht es nun der Oscargewinner Danny Boyle ("Slumdog Millionaire") mit Michael Fassbender als Steve Jobs.
Doch der wahre Antriebsmotor dieses Films ist das Drehbuch von Aaron Sorkin. Der Meister des Dialogs hatte sich schon in "The Social Network" mit Facebook-Gründer Marc Zuckerberg auseinandergesetzt. Und es ist nicht von ungefähr, dass auch "Steve Jobs" ein Glanzstück des Dialogfilms geworden ist.
Drei Produktpräsentationen als Struktur
Basierend auf der autorisierten Biografie des Journalisten Walter Issacson, konzipiert Sorkin eine dreifache Annäherung an die Person. Die Struktur des Films besteht daher im Grunde aus den Produktpräsentationen, die Jobs den großen Erfolg brachten. Wir sehen, wie sich Jobs von seinen früheren Kollegen und Mitgründern entfremdet , wie schwer er im zwischenmenschlichen Umgang war. Immer wieder wird die Frage gestellt, worin eigentlich Steve Jobs' Leistung besteht, da er weder Programmierer noch Produktentwickler war.
Gewollte Emotionalisierung
Als Charismatiker hat sich Jobs wohl als Künstler verstanden, der unser Verhältnis zum Computer nachhaltig verändert hat. Der Film sucht aber auch nach einer emotionalen Erlösung dieses kalten Machtmenschen. Das Drehbuch findet diese im Verhältnis von Jobs zu seiner Tochter Lisa. Jobs hatte lange die Vaterschaft abgelehnt.
Die gewollte Emotionalisierung ist etwas, auf das der ansonsten intellektuell hoch befriedigende Film durchaus hätte verzichten sollen. Die dichte Erzählung gehört aber zum Interessantesten, was man im Kino derzeit sehen kann. Kino für Erwachsene, das Hollywood viel zu selten produziert.

Steve Jobs
Biopic, USA 2015
Regie: Danny Boyle
Mit u.a., Michael Fassbender, Kate Winslet, Seth Rogen, Jeff Daniels
Länge: 122 Minuten

Mehr zum Thema