Neu im Kino: "Shoplifters"

Porträt einer Notgemeinschaft

Darsteller Lily Franky beim Tokyo Filmfestival, während der Vorstellung des Films "Shoplifters". Er steht neben einem Filmplakat.
Darsteller Lily Franky beim Tokyo Filmfestival, während der Vorstellung des Films "Shoplifters". © imago/AFLO
Von Anke Leweke · 27.12.2018
Sie sind nicht miteinander verheiratet oder verwandt und doch prägen Empathie, Warmherzigkeit, Zärtlichkeit und Herzensgüte ihren Umgang: In Hirokazu Koreedas neuem Film "Shoplifters" geht es um eine Wahlfamilie am Rande der Mega-Metroploe Tokio.

Worum geht es?

Wer ist wer, in welchem Verhältnis zueinander stehen die großen und kleinen Menschen, die hier unter einem Dach leben? Es braucht eine Weile, bis man versteht, dass es sich hier nicht um eine klassische Familie handelt. Dass Osamu und Keiko nicht verheiratet sind, dass der 12-jährige Shota nicht ihr Sohn ist. Zu Beginn sieht man Osamu und Shota im Supermarkt Lebensmittel klauen, ihren routinierten Handbewegungen merkt man, dass sie dies nicht zum ersten Mal tun. "Es ist kein Diebstahl, denn die Waren im Supermarkt gehören ja noch niemandem," lautet Osamus lakonischer Kommentar.
Eines Tages sehen die beiden auf einem ihrer Diebeszüge ein kleines Mädchen einsam auf einem Balkon stehen. Sie nehmen es mit und entdecken Spuren von Misshandlungen. Obwohl es in den Nachrichten heisst, dass Yuri gesucht werde, beschließt die Diebesfamilie, das Kind in ihre Gemeinschaft aufzunehmen. Das heisst aber auch, dass noch ein Mäulchen mehr zu stopfen ist.

Was ist das Besondere?

Immer wieder stehen in Koreedas Filmen Wahlfamilien im Zentrum, Menschen, die sich zusammentun, weil sie einander mögen, weil sie sich füreinander verantwortlich fühlen, weil sie gerne Zeit miteinander verbringen. Diese Wahlfamilien suchen sich entsprechend ihrer Bedürfnisse und Vorstellungen ihre ureigene Regeln für ihr Zusammenleben. Dabei beobachtet sie Koreeda mit einer Kamera, die eher distanziert bleibt, aber dennoch voller Anteilnahme ist.

Bewertung

"Shoplifters" ist das berührende Porträt einer Notgemeinschaft am Rande der Großstadt Tokio. Empathie, Warmherzigkeit , Zärtlichkeit und Herzensgüte bestimmen ihren Alltag und das Zusammenleben - auf überraschende Weise reflektiert und feiert der japanische Regisseur das Konzept Familie.

Shoplifters
Japan 2018
Regie: Hirokazu Koreeda
Darsteller: Kirin Kiki, Lily Franky, Sōsuke Ikematsu, Sakura Andō, Akira Emoto, Chizuru Ikewaki, Naoto Ogata, Kairi Jyo
121 Minuten

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