Neu im Kino: "Räuberhände"

Erwachsenwerden auf dem Weg nach Istanbul

07:15 Minuten
Zwei junge Männer sitzen vor der Skyline von Istanbul.
Zwei Freunde unterwegs: Nach dem Abitur brechen Janik (Emil von Schönfels) und Samu (Mekyas Mulugeta) auf nach Istanbul. © Salzgeber
Von Jörg Taszman · 01.09.2021
Audio herunterladen
Auch das kann deutsches Kino: Mit "Räuberhände" hat Ilker Çatak einen gelungenen Coming-of-Age-Film gedreht. Darin überzeugen nicht nur die Schauspieler, sondern auch große Themen werden angepackt.

Um was geht es?

Janik und Samu sind seit Kindheitstagen beste Freunde und stehen kurz vor dem Abitur. Danach geht es zusammen in die Türkei, wo Samu hofft, eventuell seinen biologischen Vater zu treffen.
Das ist der Plan und davon kann die beiden Jungs nichts abbringen: weder Janiks Freundin noch die Eltern. Kurz vor der Abfahrt wird die Freundschaft der beiden durch eine sexuelle Eskapade Janiks im Rausch ernsthaft belastet.

Was ist das Besondere?

Die Verfilmung des Romans "Räuberhände" überzeugt durch die beiden natürlichen, jungen Hauptdarsteller und das gesamte Schauspielerensemble. Die etwas komplexere Coming-of-Age Geschichte unter zwei besten Freunden unterhält durch lebensnahe Dialoge und eine sehr mobile, fließende Kamera von Judith Kaufmann.
Dabei fängt Ilker Çatak gekonnt Stimmungen ein. Neben Eifersucht, homoerotischer Anziehung, Spannungen in einer langjährigen Freundschaft oder Lust auf Frauen inszeniert er gekonnt eine gewisse Ziellosigkeit, die sich vor allem im zweiten Teil des Films in Istanbul widerspiegelt. Dabei lässt er die unterschiedlichen sozialen Milieus von Janik und Samuel nicht außer Betracht.

Fazit

Ein ebenso kraftvoller wie sinnlicher Film um zwei große Jungs, die sich von ihren Elternhäusern abkapseln, aber nicht sofort erwachsen werden möchten. Dabei schwingt auch eine dramatische Komponente um Samuels Mutter mit, die Alkoholikerin ist, ihren Sohn durchaus liebt, aber von ihm auch immer wieder auf Distanz gehalten wird.
Und so sieht man endlich einmal eine deutsche Produktion, die ebenso spielerisch wie ernsthaft Themen wie das Erwachsenwerden, Migration, soziale Kluft und die Lust auf das Leben mit allen Irrungen überzeugend in großartige Kinobilder verpackt.

Räuberhände
Deutschland 2021
Regie: Ilker Çatak
Mit: Emil von Schönfels, Mekyas Mulugeta, Katharina Behrens, Godehard Giese

Mehr zum Thema