Neu im Kino: "Nomadland"

Auf der Suche nach Freiheit

06:25 Minuten
Filmszene aus "Nomadland" mit Frances McDormand (links) und David Strathairn (rechts).
Das Freiheitsversprechen der USA: Im weiten Land liegt es verborgen. Im Grunde ist Chloé Zhaos "Nomadland" daher auch ein Western. © Searchlight Pictures
Von Patrick Wellinski · 30.06.2021
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Chloé Zhaos "Nomadland" wurde mit Preisen überhäuft. Zu Recht: Der Filmemacherin gelingt ein einfühlsames Porträt der auf den Highways der USA lebenden Obdachlosen. Besonders beeindruckend: Frances McDormand in der Hauptrolle, ganz ohne Starallüren.

Worum geht es?

Mit 60 Jahren hat Fern nichts mehr: Ihr Mann starb an Krebs und nach der Schließung der ortsansässigen Mine wird ihre gesamte Heimatstadt aufgelöst.
So steigt Fern in einen Van und fährt los und wird zu einer modernen Nomadin, lernt wie sich das Leben im Auto arrangieren lässt, arbeitet mal bei Amazon, mal an der Raststätte eines National Parks.
In den Begegnungen mit anderen trifft sie David. Mit ihm wäre eine neue Zukunft vorstellbar. Aber ist das ein Leben, das Fern noch möchte?

Was ist das Besondere?

Viel wurde das Werk der aus China stammenden Regisseurin Chloé Zhao schon geschrieben. Endlich kann man den Gewinner des Goldenen Löwen von Venedig und den großen Gewinner der diesjährigen Oscarverleihung auch in Deutschland im Kino sehen. Das sollte man auch: Basierend auf Jessica Bruders literarischer Reportage über die prekären Arbeitsverhältnisse in den USA, erzählt Zhao im dokumentarischen Stil unter Einsatz vieler echter Nomaden von der Kehrseite des amerikanischen Traums.
Insbesondere die Performance von Frances McDormand prägt den Film. Sie schafft es sich unter die echten Nomaden zu mischen und ihren Star-Gestus komplett abzulegen. Damit unterstreicht sie die Würde dieser alternativen Lebensentwürfe.

Bewertung

"Nomadland" wirkt auf den ersten Blick wie die Abrechnung mit dem amerikanischen Wohlstandsversprechen. Doch im Grunde prüft Chloé Zhao durch ihre Geschichte den Gründungsmythos der USA. Daher könnte man den Film auch als Western bezeichnen.
Das Resultat ist ein eindrücklicher, leicht sentimentaler, Film, der fest davon überzeugt ist, dass in den USA immer noch Raum ist für alternative Freiräume und Lebensentwürfe. Man muss sie sich nur nehmen.

Nomadland
USA, Roadmovie 2019
110 Minuten
Regie: Chloé Zhao
Mit u.a. Frances McDormand, Linda May, David Strathain

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