Neu im Kino: "Money Monster"

Rache für falsche Finanztipps

US-Regisseurin Jodie Foster und der britische Schauspieler Jack O'Connell posieren am 17.05.2016 bei einem Fototermin zum Kinostart des Films "Money Monster" in Berlin.
US-Regisseurin Jodie Foster und der britische Schauspieler Jack O'Connell posieren zum Kinostart des Films "Money Monster" in Berlin. © picture alliance / dpa / Bernd von Jutrczenka
Von Anke Leweke · 26.05.2016
Weil er sich auf die Anlagetipps des Showmaster Lee Gates verlassen hat, ist Familienvater Kyle ruiniert. Er stürmt mit einer Waffe in die Sendung und nimmt Gates als Geisel. Leider setzt Regisseurin Jodie Foster zu sehr auf Action und weniger auf Analyse.
Kyle (Jake O‘Connell) hat sich und seine Familie ruiniert, weil er auf die Finanztipps des Showmasters Lee Gates (George Clooney) gehört und in die falschen Aktien investiert hat. Nun möchte der werdende Familienvater Rache nehmen, platzt in Gates' Live-Show "Money Monster" und nimmt ihn als Geisel. Er fordert, dass die Kamera nicht abgestellt wird, dass der Kurszusammenbruch seiner Aktie aufgeklärt wird- sonst würde er den Moderator töten.
Dieser Plot bietet eine gute Vorlage für diverse Genre- und Tonlagenwechsel: "Money Monster" ist Medien- und Finanzweltsatire, Kammerspiel, Thriller, Familiendrama. Von der TV-Crew rund um Lee Gates geht eine schöne Abgefucktheit aus, dreht sich hier doch alles um die Show, den Glamour und die Einschaltquote, nicht darum, ernsthafte und anbieterfreundliche Finanztipps abzuliefern.
Schon in der Hektik vor der Sendung spürt man, dass Lee Gates und seine von Julia Roberts gespielte Produzentin ein eingespieltes Team sind. Und doch fehlt diesem Auftakt von "Money Monster" der Zugriff auf den Stoff. Es scheint, als wüsste die Kamera nicht, wie sie ihren Schauplatz in Aktion zeigen soll.
Man bleibt außen vor und nimmt ungerührt den Mann wahr, der sich, ungesehen von allen anderen, durch einen Hintereingang über verwinkelte Flure Zugang zur Show verschafft.

Teilnahmslose Kamera

Vor laufender Kamera entwickeln sich während der Fernsehshow nun menschliche Dramen, die uns eigentlich rühren und packen sollten, doch die Teilnahmslosigkeit und Instinktlosigkeit von Schnitt und Kamera übertragen sich auch auf den Umgang mit den Figuren, die wie am Reißbrett entworfen wirken.
Da ist der zynische Showmaster, der um sein Leben bangt, der von einem Amok laufenden Mann mit Waffe bedroht wird und angesichts des Schicksals seines Gegenübers plötzlich Gefühle zeigt, zum Sympathieträger und zum Verbündeten seines Geiselnehmers wird. George Clooney spielt ihn mit übertriebener Mimik und überbordender Gestik. Er fuchtelt mit den Armen, grimassiert, verdreht die Augen, als würde er in einem Stummfilm mitwirken.
Sein Gegenüber ist der Aggressor, dessen Motive man immer besser versteht, auf dessen Seite man sich mehr und mehr schlägt. Tatsächlich vermag Jake O‘Connell die tiefe Verzweiflung seiner Figur zu vermitteln, ihre Wut auf ein menschenverachtendes Zockersystem.

Julia Roberts als toughe Produzentin

Aber zum Glück hat sie das Geschehen fest im Griff: Julia Roberts übernimmt als Produzentin und Superprofi die Regie, nicht nur, weil sie das Leben ihres Showmasters retten will, auch weil sie um die Einschaltquote dieser ungewöhnlichen Livesendung weiß.
Sie hält selbst dann noch die Fäden in der Hand, wenn der wild mit der Knarre fuchtelnde Kyle mit dem Showmaster über die Wallstreet in Richtung zum Gebäude des Konzerns zieht, in dessen Fond er investierte und von dessen Eigentümer und Manager er jetzt Aufklärung verlangt.
Anders als Julia Roberts im Film hat die Regisseurin Jodie Foster jedoch längst den Überblick über "Money Monster" verloren. Statt in einem hochkonzentrierten Kammerspiel die Gier der Großkapitalisten, die Machenschaften der Wallstreet zu sezieren, setzt sie immer mehr auf Action und auf einen allzu banalen Showdown.

"Money Monster"
USA 2016
Regie: Jodie Foster
Mit George Clooney, Julia Roberts, Jake O‘Conell
Länge: 99 Minuten

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