Neu im Kino

Kritische Heimat-Gedanken von Captain America

Die Schauspieler Chris Evans, Scarlett Johansson und Samuel L. Jackson bei der Premiere des Films "The Return of the First Avenger" in Peking.
© picture alliance / dpa / Foto: Hu Wencheng
Von Hans-Ulrich Pönack · 26.03.2014
In Zeiten der Totalüberwachung kämpft der amerikanische Superhero dieses Mal gegen die amerikanische Regierung - NSA und Co. lassen grüßen. "The Return of the First Avenger" ist ein unterhaltsamer Actionfilm mit Robert Redfort als Schurken.
Zunächst – dieser Captain America, der erstmals 1941 ins Comic-Leben trat, wird im heutigen Amerika "aufgetaut". Der Weltkriegsheld lebt als Privatkerl Steve Rogers in Washington und bemüht sich, seinen Platz in der heutigen Gemeinschaft zu finden. Aber Superheld ist Superheld, anfangs darf er uns wieder zeigen, was er so alles als Super-Man draufhat. 25 Piraten haben ein Schiff gekapert, doch gegen ihn haben sie keine Chance. An seiner kämpferischen Seite: "Seine" Heldin Natasha Romanoff alias Black Widow (wieder Scarlett Johansson).
Agenten der Regierungsbehörde auf einer Abschussliste
Aber auch danach sind Ruhephasen für ihn gering, denn sein Chef Nick Fury (Samuel L. Jackson), Direktor der amtlichen Friedensorganisation S.H.I.E.L.D., fällt einem Attentat zum Opfer. "Vertraue niemandem!", lauten seine letzten Worte zu seinem besten Mitarbeiter. Und Captain America sowie weitere Agenten der Regierungsbehörde stehen plötzlich auf einer Abschussliste und werden von einem besonders fiesen Übeltäter namens "Winter Soldier" (Sebastian Stan) gejagt. Der gute Captain kommt einer hinterhältigen Verschwörung auf die Schliche und bemerkt entsetzt, dass der Feind nun "Zuhause“, im inneren Machtzirkel Amerikas, lauert. Sein Ami-Land als Schurkenstaat.
Mittels einer aktiven Superdrohne machen wir UNS unangreifbarer, schwärmt Alexander Pierce (Robert Redford), Boss einer mächtigen Organisation, die für die Sicherheit des Landes verantwortlich ist. Und nicht etwa das Weiße Haus! Und will für eine "neue Ordnung" sorgen. Marke: Kritische Bürger-Gedanken müssen bereits im Vorfeld erkannt und als "staatsgefährdend" "entsprechend" behandelt werden. George Orwell (“1984”) heute in den USA.
Blindes Vertrauen führt zur Diktatur
Der Film ist eine mundende Show. Mit irrwitzig toller wie brillant choreografierter Verfolgungshektik und mitunter schlauen Story-Gedanken. Von wegen: Misstrauen in Autoritäten ist clever. Blindes Vertrauen dagegen führt zur Diktatur. Des Systems. Und seiner Apparate. Wobei der Captain auf die gute alte solide "Handarbeit“ setzt. Diese neue Technik ist ihm heuer zuwider. Mit "Ich dachte, die Strafe kommt erst nach dem Verbrechen", setzt er auf bewährte demokratische Schlagzurück-Regeln, die es zu verteidigen gilt.
Dabei benimmt sich Captain America hier alles andere als gewohnt-übermütig, als patriotische Dumpfbacke, sondern nähert sich eines unterkühlten Real-Charmes. Wo anstatt Hollzhammer-Blödsinn auch plötzlich interessante kritische Heimat-Gedanken eine nicht unerhebliche Amerika-Rolle spielen.
Chris Evans & Scarlett Johansson toben freundlich durch die modernen Neuen Zeiten, und dem 77-jährigen lakonischen "Oscar“-Star Robert Redford (kürzlich erst in "All Is Lost“ begeisternd) in seinem ersten Hollywood-Blockbuster-Movie macht es offensichtlich Spaß, hier bigotte wie schurkische USA-Überwachungsmechanismen süffisant "zu präsentieren“. Wegen dieser kritischen Denkmotive ließ er sich wohl überreden, hier galant mitzumischen. In einem Fantasy-Epos der Genrefremden Regisseure Anthony & Joe Russo (Komödienhit "Ich, du und der Andere“/2006), in dem überraschend viel furios-gute Unterhaltung steckt .
"The Return of the First Avenger"
USA 2013, Regie: Anthony & Joe Russo
Darsteller: Chris Evans, Scarlett Johansson, Robert Redford, Samuel L. Jackson, 136 Minuten, ab 12 Jahren