Neu im Kino: "Die Frau des Nobelpreisträgers"

Glenn Close in einer ihrer besten Rollen

Glenn Close auf der Pressekonferenz für den Film "Die Frau des Nobelpreisträgers" (Originaltitel "The Wife") während des 65. Sebastian International Film Festivals am 30. September 2017
Die Darstellung der Joan von Glenn Close sei in ihrer Tiefe einzigartig, meint unser Kritiker Patrick Wellinski. © picture alliance/Geisler-Fotopress/Clemens Niehaus
Von Patrick Wellinski · 03.01.2019
Als der Schriftsteller Joe Castleman erfährt, dass er den Nobelpreis erhalten wird, beginnt das Ende seiner Ehe. Seine Frau Joan tritt aus seinem Schatten – und für ihre eigenen Belange ein. Wahrhaftig und hinreißend gespielt von Glenn Close.

Worum geht es?

Basierend auf dem Roman "Die Ehefrau" von Meg Wolitzer, erzählt der schwedische Regisseur Björn Runge vom älteren amerikanischen Schriftsteller Joe Castleman, der eines Tages durch einen Anruf der Schwedischen Akademie erfährt, dass er den Literaturnobelpreis erhalten wird. Daraufhin beobachtet der Film das Verhältnis zu seiner Frau und seinen Kindern, die ihn zum Teil auf der Reise nach Stockholm begleiten. Joan reflektiert das Leben an der Seite ihres Mannes und beschließt, ihn noch in Stockholm zu verlassen. Kurz vor der Nobelpreis-Verleihung lüftet sich die große Lebenslüge von Joe Castleman - und aus seinen Schatten tritt nach einem entbehrungsreichen Leben Joan, die immer schon mehr als nur die nette Ehefrau an seiner Seite war.

Was ist das Besondere?

Dreh- und Angelpunkt sowohl des feministischen Romans von Meg Wolitzer als auch des Films von Björn Runge ist die intelligente Nachzeichnung einer beeindruckenden Emanzipationsgeschichte. Wie es der Titel schon vermuten lässt, geht es hier weniger um den Nobelpreisträger, sondern um seine Frau, um das Leben der Joan Castleman, das komplexer, reicher und vielfältiger ist, als es zunächst den Anschein hat. Eine Frau, die von der einzigartigen Glenn Close auf unnachahmliche Weise verkörpert wird. Es ist ein Höhepunkt in ihrer Karriere. Ihre Darstellung der Joan verfügt über eine Tiefe und Wahrhaftigkeit, die einzigartig ist. In kleinen Nuancen schildert sie die tiefen Sehnsüchte von Joan, die sich erst spät in ihrem Leben traut, für ihre eigenen Belange und Leistungen einzutreten.

Bewertung

Klug, hintergründig und auf eine angenehm unaufdringliche Weise aktuell erzählt "Die Frau des Nobelpreisträgers" von der Selbstermächtigung einer Frau, die ihr Leben lang ihr wahres Talent verborgen hielt, um keine gängigen Rollenbilder zu unterwandern. Wie Glenn Close diese Wandlung spielt, ist hinreißend und preiswürdig. Das erste darstellerische Kino-Highlight des Jahres.

Die Frau des Nobelpreisträgers
Drama, USA 2018
Regie: Björn Runge
Länge: 101 Minuten

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