Neu im Kino: "Cry Macho"

Clint Eastwood über falsche Männlichkeitsideale

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Szenenbild aus "Cry Macho": Hauptdarsteller Clint Eastwood trägt Cowboyhut und schaut ernst in die Ferne.
Was heißt es, ein guter Mann zu sein? In "Cry Macho" bringt das ein Ex-Rodeostar (Clint Eastwood) einem Jungen bei. © picture alliance / ZUMAPRESS.com / Warner Bros
Von Patrick Wellinski · 20.10.2021
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Ein Ex-Rodeostar holt den mexikanischen Sohn seines Auftraggebers und dessen Hahn nach Texas. In dem herzbewegenden Film "Cry Macho" erzählt Regisseur und Hauptdarsteller Clint Eastwood davon, wie der alte Mann für den Jungen zu einer Vaterfigur wird.

Worum geht es?

Der ehemalige Rodeostar Mike Milo wird von seinem Auftraggeber überredet, dessen mexikanischen Sohn Rafo nach Texas zu holen, damit dieser nicht mehr bei seiner alkoholkranken Mutter aufwachsen muss. Mike macht sich auf nach Mexiko und beginnt, mit Rafo eine Vater-Sohn-Beziehung aufzubauen, in der es um falsche Männlichkeitsideale geht.

Was ist das Besondere?

Vergebung statt Vergeltung ist seit Jahren schon das Credo des Regisseurs und Hauptdarstellers Clint Eastwood, der im Alter von mittlerweile 91 Jahren weiter dreht und mit jedem neuen Film sich auch an amerikanischen Mythen abarbeitet. In "Cry Macho" spielt Eastwood selbst mit einer unglaublichen Würde den Mike Milo, der Tiere mehr liebt als Menschen und der dennoch auf seine alten Tage nochmal die Chance ergreift, Fehler der Vergangenheit wieder gutzumachen.
Dabei thematisiert Eastwood auch die eigenen Verfehlungen als Vater. Ein Thema, das ihn in seinen letzten Filmen wie "The Mule" schon interessiert hat. Dabei schlägt er als Regisseur einen melancholisch, komischen Ton an, den man vielleicht als altmodisch bezeichnen kann, der aber nichts von seiner Magie verloren hat.

Bewertung

Ein simpler, aber vollkommen herzbewegender Film, der gerade in seiner zweiten Hälfte paradiesische Momente von Gemeinschaft, Freundschaft und Liebe entwirft, die man in dieser klassischen Form eher aus dem Kino eines Howard Hawks kennt. Anti-ironisch und damit natürlich auch aus der Zeit gefallen, so wie die Persona des mittlerweile 91 Jahre alten Regisseurs. In diesem Sinne ist Clint Eastwood sicherlich der letzte amerikanische Regisseur.

Cry Macho
Drama, USA 2021
114 Minuten
Regie: Clint Eastwood
mit u.a. Clint Eastwood, Natalia Traven, Eduardo Minett

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