Neu im Kino: "City Of McFarland"

Erstaunlich intelligentes Wohlfühl-Kino

Sonnenuntergang in Kalifornien
Sonnenuntergang in Kalifornien: "City Of McFarland" setzt zwar auch auf Gefühle, ist aber nicht kitschig. © Deutschlandradio / Jan-Martin Altgeld
Von Hans-Ulrich Pönack · 17.06.2015
Ein Football-Coach - Kevin Costner - wird wegen seiner Rabiatheit gefeuert und muss in ein vor allem von Latinos bewohntes kalifornisches Dorf, was ihm sauer aufstößt. Doch er entdeckt das Potenzial einiger Jungs - und wandelt sich selbst. Der Film "City Of McFarland" von Niki Caro ist ein überraschendes Vergnügen.
Eigentlich wollte ich den Film durchwinken, als ich von der Story hörte: Frustrierter Sportlehrer sorgt in der US-Provinz für Außenseiter-Erfolge beim Cross-Country-Laufen. Der Name der Regisseurin allerdings ließ aufhorchen, denn die Neuseeländerin Niki Caro ist durchaus bekannt. Ihre Filme "Whale Rider" (2003) und "Kaltes Land" (2005) sind auch bei uns sehr geschätzt. Zudem zeigt sich, dass diese Geschichte auf tatsächlichen Begebenheiten aus den 1980er -Jahren beruht und immerhin einen Oscar-Star wie Kevin Costner ("Der mit dem Wolf tanzt" / 1990) vorweisen kann. Also doch Neugierde.
Costner hat viele gute Film-Jahre gehabt ("J.F.K. – Tatort Dallas"; "Bodyguard"; "Open Range – Weites Land"; "Mr. Brooks – Der Mörder in Dir"), doch in den letzten Jahren schien seine Karriere nur noch dahin zu plätschern. Nun aber kommt er in einer Produktion zurück, für die selbst der hiesige Verleih keine Marketing-Mühe zeigt. Wahrscheinlich setzt man dort auf nur geringes deutsches Publikumsinteresse für Stoff und Film. Dabei ist "McFarland", so der Originaltitel, einer der besseren Filme mit Kevin Costner.
Kevin Costner spielt den Football-Coach
Der heute 60-jährige Costner spielt den energischen Football-Coach Jim White. Der hat es mal wieder in seiner rabiaten Art übertrieben und wird deshalb gefeuert. Nicht zum ersten Mal. Deshalb muss er in die Provinz, nach McFarland, in ein vorwiegend von Latinos bewohntes kalifornischen Kaff. Was seiner Familie, Ehefrau Cheryl (Maria Bello) und seinen beiden pubertierenden Töchtern Julie und Jamie, schwer aufstößt. Zudem: "Diese Stadt hat nichts vom amerikanischen Traum", heißt es zur klimatischen Begrüßung. Doch Jim White entdeckt das Potenzial einiger Jungs beim Laufen und beginnt mit ihnen zu arbeiten. Gründet ein Cross-Country-Team, vermittelt Gemeinschaftssinn und Spaß und kriegt dabei selbst die Kurve, sprich Achtung und Respekt.
Was sich hier so banal und bekannt anhört, ist viel mehr. "Sport" dient hier als Aufhänger für die Überwindung von Vorurteilen und Misstrauen. Natürlich befinden wir uns im Gefühlskino. Und selbstverständlich ist "das Abenteuer" McFarland auch ein Familien-Drama. Das überraschende Vergnügen: Der amerikanische "Walt Disney"-Film argumentiert weder scheinheilig noch kitschig, sondern glaubhaft. Regisseurin Niki Caro und ihr Team setzen auf lakonischen Humor und ironischen Charme und vermeiden clever hohlen Fahnen-Patriotismus und Sentimentalität. Die Überraschung: "City of McFarland" besitzt das richtige atmosphärisches Gespür für ein erstaunlich intelligentes und dabei sehr unterhaltsames Gut-Fühl-Kino.

"City Of McFarland" von Niki Caro (USA 2013; Drehbuch: Christopher Cleveland, Bettina Gilois; Kamera: Adam Arkapaw; Musik: Antonio Pinto; 129 Minuten).

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