Neu im Kino

Am Ende des Weges

Drei Frauen liegen miteinander umschlungen auf einem Bett.
Szene aus dem Film "Meine Schwestern" (NUR FÜR FILM!!!) © dpa / picture alliance / Badlands/Alamode Filmverleih
Von Hannelore Heider · 05.02.2014
Die letzten Tage ihres Lebens will die todkranke Linda mit den Menschen verbringen, die ihr am nächsten stehen: ihren Schwestern. Der Film von Lars Kraume überzeugt vor allem wegen seiner drei großartigen Darstellerinnen.
Regisseur Lars Kraume hat mit seinen drei Hauptdarstellerinnen gemeinsam sehr sensibel, glaubwürdig und darstellerisch brillant eine Lebenssituation ausgelotet, die alle, die ihr ausgesetzt sind, hilflos macht: Ein geliebter Mensch stirbt. Linda (Jörgis Triebel) weiß seit ihrer Kindheit, dass sie wegen eines angeborenen Herzfehlers nicht lange zu leben hat. Die Jahre, die ihr vergönnt waren, scheinen jetzt zu Ende zu gehen. Sie fühlt, dass sie die nächste Operation nicht überleben wird und will Abschied nehmen. Nicht von ihrem Ehemann, den sie ohne Groll schon längst in eine neue Beziehung ziehen ließ, nicht von ihren Eltern, sondern von den Menschen, die ihr am nächsten stehen: ihren Schwestern Katharina (Nina Kunzendorf) und Clara (Lisa Hagmeister).
Sie reißt die ältere Katharina aus ihrem stressigen Familienalltag und Clara, die jüngste, aus einer depressiven Stimmung und fährt mit ihnen in einen kleinen Kurort an der Nordsee, wo sie früher immer die Sommerferien verbrachten. Katharina und Linda haben viele Erinnerungen gemeinsam, Clara aber war davon ausgeschlossen. Die Jüngste wollte man besonders von den Sorgen um die todkranke Schwester fernhalten. Aber auch Katharina litt unter ihrer Aufsichtspflicht und dem Gefühl, dass sich in ihrer Familie immer alles um Clara dreht.
Szenen einer unlebbaren Situation
Mehr Familienkonflikt wird nicht enthüllt, es gibt keine verdeckten Skandale oder rasanten Entwicklungen. Der Film lebt, auch als er die drei Schwestern in die große Stadt Paris zu Verwandten (Angela Winkler, Ernst Stötzer) führt, vom intimen Zusammenspiel dreier großartige Darstellerinnen. Jördis Triebel spielt eine eigentlich unlebbare Situation mit größter Ruhe und nur einem Verzweiflungsausbruch. Da küsst sie einen Mann und zeigt uns damit, wie gern sie weiterleben würde.
Lebenshilfe im engeren Sinne gibt dieser Film nicht. Er zeigt uns nicht, wie man mit solch einer Situation fertig wird, weil es wohl einfach nicht geht. Darin ist er absolut ehrlich und damit so glaubwürdig.
Filminfo:
"Meine Schwestern"; Deutschland, Frankreich 2013
Regie: Lars Kraume
Darsteller: Jördis Triebel, Nina Kunzendrof, Lisa Hagmeister, Angela Winkler, Ernst Stötzner; 88 Minuten, ohne Altersfreigabe