Neu im Heimkino: "The Prom"

Mit flotter Sohle gegen Homophobie

07:39 Minuten
Meryl Streep und James Corden sorgen als narzisstische Broadwaystars in der Provinz für mächtig Wirbel.
Meryl Streep und James Corden sorgen als narzisstische Broadwaystars in der Provinz für mächtig Wirbel. © images/ZUMA Press / Netflix
Von Anke Leweke · 10.12.2020
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Nach einem Bühnenflop wollen ein paar Musicalstars ihr Image durch Engagement aufpolieren. Sie unterstützen ein junges lesbisches Paar in der Provinz – und bekommen Gegenwind. Kitschige, aber dennoch gelungene Satire über den Narzissmus der Stars.

Um was geht es?

Ihr neues Musical am Broadway ist ein Flop. Dabei sind Dee Dee Allen (Meryl Streep) und Barry Glickman (James Corden) überzeugt, die besten ihres Fachs zu sein. Sie überlegen, wie sie ihr angekratztes Image wieder polieren können. Wie wäre es, der Welt ein gemeinnütziges Engagement vor Augen zu führen?
Angie Dickinson (Nicole Kidman), die auf der Bühne bisher immer in der dritten Reihe stand, und der erfolglose Schauspieler Trent Oliver sehnen sich ebenfalls nach Rampenlicht. Gemeinsam will das Quartett eine junge lesbische Frau in Indiana unterstützen, die mit ihrer Freundin auf den Abschlussball der Highschool gehen will. Doch bekommt sie den konservativen Gegenwind der Provinz zu spüren. Lieber will man den Ball absagen, als ein lesbisches Paar gemeinsam tanzen zu lassen.

Was ist das Besondere?

Musicals dürfen pathetisch, übertrieben und kitschig sein. Im Gesang und im Tanz dürfen sich die Gefühle ihren Weg bahnen. So darf es herzzerreißend und leise klingen, wenn Emma beschreibt, dass sie wegen ihres homoerotischen Begehrens eine Außenseiterin sei und unter ihrer Einsamkeit leide. Laut und entschlossen werden die Töne, wenn das Quartett in die Provinz einfällt und um die Rechte der jungen Lesbe kämpft.
Geht es um diesen Aspekt der Geschichte, wirkt das Musical ein wenig altbacken und wie vor 20 Jahren gedreht. Natürlich gibt es diese erzkonservative Stimmung in den USA nach wie vor, doch kommt man ihr mit bonbonfarbener Ausstattung und flotten Tanznummern ("Liebe Deine Nächsten") in einer Shoppingmall nicht bei. Als Satire auf den Narzissmus und die Gefallsucht von Stars und Möchtegernstars funktioniert der Film allerdings bestens.

Fazit

Wunderbar selbstironisch und entwaffnend uneitel sind die Auftritte von Meryl Streep und Nicole Kidman. Kidmans Angie spricht und singt mit wunderbar versoffener Stimme und möchte endlich mal in der ersten Reihe stehen.
Dass das Rampenlicht ihr gehört, ist für Dee Dee wiederum selbstverständlich. Mit ihrem exzentrischen Auftreten zitiert Streep gekonnt die Schwulenikone Liza Minelli. Und beim hemmungslos kitschigen Ende möchte man doch über die naive Haltung des Films hinwegsehen und schnippt und wippt im Sessel mit.

"The Prom"
Regie: Ryan Murphy
Mit: Meryl Streep, James Corden, Nicole Kidman. Andrew Rannells, Jo Ellen Pellmann
USA 2020, 131 Minuten
zu sehen auf Netflix

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