Netflix-Serie "Unbelievable"

Der weibliche Blick auf Polizeiarbeit

04:35 Minuten
Die Schauspielerinnen Toni Collette, Merritt Wever stehen in einem Büro nebeneinander.
Zeigen, was Verständnis bedeutet: Toni Collette und Merritt Wever spielen in "Unbelievable" zwei Ermittlerinnen. © picture alliance / dpa / Everett Collection
Von Ekkehard Knörer · 24.09.2019
Audio herunterladen
Wie würde Polizeiarbeit aussehen, wenn empathische Frauen ermitteln würden? Die Netflix-Produktion "Unbelievable" zeigt die weibliche Perspektive von Opfern und Polizistinnen. Eine großartige True-Crime-Serie, in der alle tragenden Rollen von Frauen besetzt sind.
"Unbelievable" ist eine achtteilige Spielfilmserie, die auf realen Ereignissen beruht. Sie ist vom Streaminganbieter Netflix produziert und dort seit dem 13. September für Abonnenten zu sehen.

Kein Einzelfall

In der ersten Folge wird der Fall einer jungen Frau namens Marie Adler, gespielt von Kaitlyn Dever, geschildert. Sie wird Opfer einer Vergewaltigung. Als sich in ihrer Schilderung des Verbrechens leichte Widersprüche ergeben, beginnt ihr Umfeld – aber auch die ermittelnden Polizisten – zu zweifeln. Adler wird dazu getrieben, ihre Anzeige gegen Unbekannt zurückzuziehen und schließlich zu unterschreiben, dass sie die Vergewaltigung erfunden hat.
Die zweite Folge setzt an einem anderen Ort und zwei Jahre später an. Nun kommen zwei weibliche Ermittlerinnen (Toni Collette und Merritt Wever) ins Spiel. Sie untersuchen ihrerseits Vergewaltigungsfälle und finden zufällig heraus, dass sie denselben Mann suchen.

Verheerende Folgen

Von hier an wird ihre nach dem vertrauten Muster einer Polizeiserie verlaufende Ermittlung mit den verheerenden Folgen gegengeschnitten. Denn die vermeintliche Falschaussage von Marie Adler hat ihr Leben für immer verändert.
"Unbelievable" arbeitet Strukturen der Polizeiarbeit heraus, die ganz klar sexistisch und misogyn sind – und sie zeigt das Gegenbild, nämlich wie es mit den weiblichen Ermittlerinnen anderes läuft.
Vulture bezeichnet die Netflix-Produktion als "feministischste Polizeiserie aller Zeiten". Dabei dämonisiert die Serie nicht die männlichen Polizisten, führt aber ihr Versagen vor Augen. Und zeigt zugleich, wie wichtig Verständnis ist.

Weibliche Perspektive

Die Serie, die auf einer wahren Geschichte beruht, erzählt mit großer Selbstverständlichkeit aus weiblicher Perspektive: Von Frauen, die Opfer werden und Subjekte bleiben und von charismatischen, empathiefähigen Ermittlerinnen. Alle tragenden Rollen werden von Frauen gespielt, Regie (u.a. Lisa Cholodenko) und Buch (Susannah Grant, Ayelet Waldman, Michael Chabon) durch weibliche Perspektiven bestimmt.
All das ist wichtig. Aber zur großartigen Serie wird "Unbelievable" erst dadurch, dass sie ohne jede Anstrengung Spannung und Botschaft verbindet, in jedem Bild und jedem Dialog subtil und genau bleibt und in allen zentralen Rollen hervorragende Darstellerinnen hat.
Mehr zum Thema