Netball-Verein in Berlin

Ein Stück Heimat in der Fremde

03:49 Minuten
Maddy Gordon beim Netballspiel
Maddy Gordon vom Verein Central Pulse beim Turnier in Auckland. © picture alliance / dpa / Photosport
Von Thomas Wheeler · 23.08.2020
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Sport machen, dabei aber nicht rennen: Im vergangenen Jahrhundert wurde Netball erfunden, eine Mischung aus Handball und Basketball. Sehr verbreitet ist die Sportart im Commonwealth. Auch ein Verein in Berlin bietet Fans eine neue Heimat.
Ein Stück Heimat an einem fremden Ort. Wer wünscht sich das nicht, wenn man in eine andere Stadt oder sogar in ein anderes Land zieht? Die Britin Raquel und ihre Freundin Chanel haben sich diesen Wunsch erfüllt. Als sie nach Berlin kamen, brachten sie ihre Lieblingssportart Netball mit. Beim Verein Pfeffersport im Bezirk Prenzlauer Berg fanden sie ein neues Zuhause.
Vor allem junge Frauen zwischen Ende 20 und Ende 30, fast alle aus Ländern, in denen Englisch gesprochen wird, treffen sich einmal die Woche am Donnerstagabend in einer Sporthalle. Erst wird ein wenig trainiert, dann gespielt.

Im Commonwealth Teil des Sportunterrichts

Die Spielerinnen kommen zum Beispiel aus London, Neuseeland oder Südafrika. In Großbritannien und den Commonwealth-Staaten ist Netball Teil des Sportunterrichts in der Schule. Vorrangig für Mädchen.
Jennifer O'Connell.
Central Pulse v Southern Steel. ANZ Premiership Netball. Auckland Netball Centre, Saturday 4 July 2020. © Copyright image by Andrew Cornaga / www.photosport.nz |
Der Korb ähnelt dem beim Basketball, ist jedoch auf einem Ständer montiert. © picture alliance/dpa/Andrew Cornaga
"Da bin ich in der Schule mit groß geworden und habe es später auch mit viel Spaß an der Universität gespielt", erzählt eine Spielerin. "Ein Nationalsport in Südafrika, wo du als Frau Netball oder Hockey spielst", sagt eine andere.

Jede Spielerin hat einen begrenzten Aktionsradius

Netball ist eine Mischung aus Basketball und Handball. Ziel ist es, wie beim Basketball den Korb zu treffen, der ebenfalls in einer Höhe von 3, 05 Meter hängt. (*) Mit einigen Unterschieden:
"Einer der großen Unterschiede ist, dass beim Basketball der Korb an einer Platte befestigt ist, von wo der Ball auch ins Netz springen kann. Beim Netball dagegen steht der Korb frei auf einem Ständer montiert."
Gespielt wird auf einem Hartplatz drinnen oder draußen. Ein Team besteht aus sieben Spielerinnen. Das Besondere: Alle haben einen begrenzten Aktionsradius. Sie dürfen sich nur in bestimmten Zonen des Spielfeldes bewegen.
Hauptangreiferin und Torfrau beispielsweise haben ihren Platz ausschließlich im Angriffsdrittel mit Torkreis. Dazu kommt: Die Verteidigerinnen können sich ihren Gegnerinnen höchstens bis auf 90 Zentimeter nähern. "Netball ist kein Vollkontakt-Sport", erläutert eine Spielerin. "Ich selbst mag lieber den Kontakt zu meinem Gegner und liebe es etwas rauer."

Neue Regeln sollen Sport attraktiver machen

Der Ball ist ein Hohlball aus Leder oder Kunststoff, ein wenig kleiner und etwas leichter als ein Basketball. Entstanden ist die Idee zu diesem Spiel im letzten Jahrhundert, wie Sheikah erklärt, die in Dänemark und London aufwuchs und an diesem Abend das Training leitet.
"Die Geschichte ist so: Vor über hundert Jahren sollten Frauen oder Mädchen in der Schule Sport spielen, aber Frauen sollen nicht rennen. Und dann haben sie so eine andere Sportart entwickelt, und das hieß dann Netball. Und das ist eigentlich Basketball für Frauen."
Kalifa McCollin.
Central Pulse v Southern Steel. ANZ Premiership Netball. Auckland Netball Centre, Saturday 4 July 2020. © Copyright image by Andrew Cornaga / www.photosport.nz |
Volle Konzentration: Kalifa McCollin von Southern Steel setzt zum Wurf an. © picture alliance / dpa / Photosport
Netball ist eine Sportart, die auf den ersten Blick nicht so leicht zu verstehen ist. Es gibt eine Menge Regeln, von denen einige in den letzten Jahren geändert wurden, um das Spiel attraktiver und schneller zu machen.
"Es gibt immer noch diese Regel, dass man nicht mit dem Ball laufen darf. Es geht um Werfen, Ball halten und dann wieder werfen."

Erinnerungen an die Jugend

In Deutschland gibt es eine weitere Mannschaft in Hamburg, die genauso wie Teams aus Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz im vergangenen Jahr an einem Turnier in Berlin teilnahm. Weltweit spielen etwa 20 Millionen Frauen und Männer Netball. Amateur- und Spitzensportler. "Ist auch ein richtiger Profisport. Es gibt verschiedene Ligen, vor allem auch in Australien. Es ist sehr beliebt in diesen Ländern."
Die etwa 30 Spielerinnen und Spieler bei Pfeffersport kommen aber vor allem zusammen, weil sie mit diesem Sport Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend verbinden. Und weil sie Spaß an der Bewegung haben. Gewissermaßen eine kleine Familie, die sich einmal wöchentlich trifft und ein Stück Heimatgefühl in Berlin genießt.
(*) Redaktioneller Hinweis: Wir haben die Höhenangabe der Körbe korrigiert.
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