Die inszenierte Natürlichkeit
Christina Landbrecht im Gespräch mit Max Oppel · 25.10.2016
Stars wie Gwyneth Paltrow zeigen sich neuerdings auf Instagram ungeschminkt und sehen immer noch schön aus. Die Kunsthistorikerin Christina Landbrecht erinnert daran, dass dieser Trend in einer Tradition der inszenierten Natürlichkeit steht.
Schon im März 2014 postete die US-Schauspielerin Gwyneth Paltrow erstmalig bei Instagram ein Foto von sich, ohne jedes Make-up. Diese neue Natürlichkeit ist unter zahlreichen Prominenten ein neuer Trend, die sich neuerdings zunehmend ohne jede Schminke ins Netz wagen. Versammelt werden sie unter dem Hashtag #nomakeup.
"Es gibt aber doch Hinweise darauf, dass diese Aufnahme sehr stark inszeniert ist", sagt die Kunsthistorikerin Christina Landbrecht im Deutschlandradio Kultur über das Paltrow-Bild, das im Netz 17.000 Likes erzielte.
Das Bild zeige Paltrow zwar ohne Make-up und mit ungemachten Haaren, aber ihr Pulli trage dazu bei, die blauen Augen sehr zu betonen. In einer Wasserflasche spiegelten sich ihre roten Fingernägel. "Dieses Wasser unterstreicht die Natürlichkeit, die dieses Porträt ins Bild setzen soll", sagt Landbrecht. Es gebe im Hintergrund auch einen Orangenbaum, der Früchte trage und eine gestrichene Holzwand, die das ganze in einem privaten Rahmen verorte.
Tradition in der Kunstgeschichte
Die Kunsthistorikerin erinnerte an die Tradition der ungeschminkten Frauen, die sich schon im 18. Jahrhundert im Rokoko fänden. Das sei auch die Zeit, als die moderne "Celebrity-Kultur" aufgekommen sei.
"Und der Begriff der Likeness, also der ungeschminkten, authentischen Erscheinung wird ganz wichtig."
Weibliche Fans könnten heute den Stars auf diese Weise näher rücken, sagte Landbrecht. "Wie kann man eigentlich ungeschminkt so gut aussehen", fragten sich allerdings viele. "Das ist eben diese Inszenierung, die die wunderbar beherrschen, weil sie eben mit etablierten Modellen von Authentizität arbeiten."