NDR-"Bücherjournal"

Aus für Deutschlands älteste Literatursendung

07:03 Minuten
Die Journalistin Anja Reschke schaut in die Kamera.
Sieht im Sparen auch eine Chance, neue Wege zugehen - Anja Reschke vom NDR. © picture alliance/Horst Galuschka/dpa
Anja Reschke im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 13.05.2020
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Der NDR muss sparen – und stellt Deutschlands älteste Literatursendung ein, das „Bücherjournal“. Dagegen protestieren Verleger, Schriftsteller und Buchhändler. Anja Reschke, Abteilungsleiterin Kultur beim NDR, verteidigt die Entscheidung.
300 Millionen Euro muss der NDR einsparen. Eine der Sendungen, die gestrichen wird, ist das "Bücherjournal". Seit 1972 gibt es die Literatursendung, jetzt ist zum Jahresende Schluss. Dagegen haben 130 Kulturschaffende in einem offenen Brief an Intendant Joachim Knuth protestiert – darunter die Autorinnen Ulla Hahn und Kirsten Boie, der Autor und Schauspieler Ulrich Tukur und der ehemalige Bürgermeister von Hamburg, Klaus von Dohnanyi.
Anja Reschke, Abteilungsleiterin Kultur und Dokumentation beim NDR, kann das Unverständnis über die Entscheidung zwar nachvollziehen. Aber zur Wahrheit gehöre auch, dass das Bücherjournal vor allem aus Beiträgen bestehe, die entweder in anderen Sendern oder im eigenen Programm bereits gelaufen seien, dazu ein Buchtipp und ein Gespräch mit einem Autor oder einer Autorin. "Diese Sendung hat durchschnittlich im vergangenen Jahr eine Quote von 2,5 Prozent gehabt." Also im Schnitt 36.000 Zuschauer.

Es drohen noch größere Einsparungen

Insofern sieht Reschke im Sparprozess auch eine Chance, darüber nachzudenken, was der richtige Weg sei, Literatur an die Menschen zu bringen. "Man muss sich doch mal ganz ehrlich machen und sagen: Ist heute, im Jahr 2020, eine linear ausgestrahlte Fernsehsendung, die sechs Mal im Jahr läuft, wo Beiträge sind, die auch in anderen Anstalten schon gelaufen sind, wirklich das, womit wir noch Menschen in Norddeutschland, die sich für Literatur interessieren, erreichen?" Wo müsse man Literatur hintragen, damit sie möglichst viele Menschen erreiche?
Gespart werden müsse, weil der Rundfunkbeitrag seit 2009 nicht mehr erhöht wurde, sagt Reschke. Die Erhöhung ab 2021 reiche nicht, um das Programm so zu lassen, wie es jetzt ist. Und noch haben die Ministerpräsidenten der Länder nicht zugestimmt. Wird nicht erhöht, müsse noch mehr gespart werden: "Dann reden wir über ganz andere Dimensionen und nicht mehr über eine Sendung, die sechsmal im Jahr ausgestrahlt wird", so die Journalistin.
(beb)
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