Nazis vom Mond

Von Gerd Brendel · 01.04.2012
So als würden Quentin Tarantino und Borat "Stars Wars" nachdrehen, so muss man sich den Film "Iron Sky" des finnischen Regisseurs Timo Vuorensola vorstellen. Der Film über Nazis vom Mond erntete auf der diesjährigen Berlinale enthusiastische Kritiken.
"Houston wir haben ein Problem"

Ein Mann landet auf dem Mond und traut seinen Augen nicht:

"Helium. eine Helium-Miene ! Das musst Du Dir ansehen."

Erst entdeckt er eine Riesenmiene des begehrten Rohstoffs Helium und dann auch noch eine Nazi-Kolonie, deren Gründer sich mit "Reichsflugscheiben" vulgo fliegender Untertassen nach Kriegsende auf die Rückseite des Mondes gerettet haben:

"Wo leben wir?"
"Auf der dunklen Seite des Mondes."

Die Altnazis und ihre Nachfahren arbeiten seit dem unter ihrem Mondführer Korzflesich an einem gigantischen Kampfraumschiff zur Eroberung der Erde

"…und fegen alle diese Untermenschen von der Erdkarte"

Als in der Hosentasche des gefangenen Astronauten ein Mobiltelefon gefunden wird, mit dessen Speicherkarte endlich die Wunderwaffe programmiert werden kann, schlägt die Stunde der Vergeltung. Nur zu blöd, dass das Ladekabel fehlt, also werden der ehrgeizige Offizier Adler, seine Verlobte, die treu glaubende Lehrerin Renate zusammen mit dem Astronauten James zur Erde geschickt, um neue Handys zu besorgen. Aber spätestens nach ihrer Landung in einer Marihuana Plantage bei New York wird klar: Die Eroberung der Erde wird kein Blitzkrieg. Dafür sorgt schon die US-amerikanische Präsidentin, die verdächtig an Sarah Palin erinnert. Hier spätestens verkehrt sich der Trash-Science-Fiktion-Film zur Polit-Satire, denn während die geläuterte Ex-Nazi-Lehrerin Renate gemeinsam mit dem Astronauten James die Rettung der Welt plant, benutzt die Sarah Palin-Karrikatur die Invasoren vom Mond für ihren Wahlkampf:

"Alle Präsidenten, die einen Krieg beginnen, werden wiedergewählt."

In diesem Film gibt es mehr Schurken als die Bösewichter vom Mond. Das wird spätestens dann klar, als der Krieg der Sterne mit den Bomben auf die Nazifestung im All noch lange nicht zu Ende ist. Im Kampf um die Rohstoffe auf dem Mond kennt Mrs. President kein Halten.

Der Nachspann von "Iron Sky" ist übrigens lang, sehr lang. Zu den finalen Atombomben-Explosionen des dritten Weltkriegs läuft eine nicht enden wollende Liste von Koproduzenten und Unterstützern über die Leinwand. Sie alle haben dazu beigetragen, dass die aberwitzige Idee des finnischen Regisseurs Timo Vuorensola über eine Nazi-Kolonie vom Mond, die die Welt erobern wollte, verfilmt werden konnte.

Filmhomepage: Iron Sky

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Oliver Damian, der deutsche Produzent der finnisch-australisch-deutschen Co-Produktion "Iron Sky", die von vielen Fans des Regisseurs Tino Vuorensola mit 900.000 Euro mitfinanziert wurde.
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