Natur

Ökotourismus am schönsten Ort Brasiliens

Palmen in Brasilien
Im Fluss Rio Baia Bonito schnorcheln Touristen nahe der Gemeinde Bonito. © picture alliance / dpa / Foto: Ralf Hirschberger
Von Peer Vorderwülbecke  · 12.06.2014
"Bonito" heißt übersetzt "schön". Im zentralen Westen des Landes gibt es einen Ort, der so heißt. Das unscheinbare 17.000 Einwohner-Nest ist zwar alles andere als hübsch. Dafür ist die Natur in der Umgebung um so schöner.
Der Urwald rund um den Mimosa-Fluss ist eine fast unberührte Naturlandschaft. Die angelegten Wege sind genau genommen 50 Zentimeter hohe Holzbrücken. So wird die Tier-und Pflanzenwelt von den Touristen kaum beeinträchtigt. Nachhaltigkeit wird hier groß geschrieben. Ohnehin sind es nur kleine Gruppen, die hierher kommen dürfen, und sie müssen von einem offiziellen Guide wie Uli Braun geführt werden. Der Dresdner sieht aus wie ein Ranger, khakifarbene Hose, dazu eine passende Weste und auf dem Kopf ein breitkrempriger Lederhut. Für seine Gruppe enthüllt er alle paar Meter ein neues Geheimnisse des Waldes:
"Diese Palme heißt Baccuri oder Accuri, das ist ein indianisches Wort und heißt kleines Kind, weil sie die niedrigste Palme hier ist. Hier sehen wir die Früchte der Baccuri-Palme. In der Nuss, die kann man sich wie eine Kokusnuss vorstellen, gibt es eine Flüssigkeit und diese Flüssigkeit wirkt antiseptisch, kann man jetzt zum Beispiel auf kleinere Wunden auftragen, könnte man auch trinken."
Ausgewandert nach Brasilien
Dieses Wissen hat sich Uli Braun über Jahre erarbeitet. Vor der Wende, da war er an der Semperoper als Bühnentechniker angestellt. Später ist er dann an das Schauspielhaus nach Stuttgart gewechselt und hat dort seine brasilianische Frau kennen gelernt. Mit ihr ist er nach Brasilien ausgewandert. Nach Bonito ist er durch Zufall gekommen, geblieben ist er wegen der wunderbaren Natur. Und genau deswegen kommen jedes Jahr tausende Touristen nach Bonito. Uli Braun führt die Naturliebhaber zu Fuß durch den Urwald, schnorchelt mit ihnen durch kristallklaren Bäche, seilt sich in eine der vielen Kalkhöhlen ab oder reitet mit kleinen Gruppen durch den Nationalpark.
"Das ist ja nicht nur, dass man vor den Leuten her läuft und einmal kurz auf ein paar Bäume zeigt, man sollte Bescheid wissen über die Gruppe über das Profil der Leute und man braucht natürlich auch ein fundiertes Wissen über Flora und Fauna."
Nicht nur mit Pflanzen kennt Uli Braun sich aus, auch mit Tieren. Vögel sind sein Spezialgebiet. Wahrscheinlich hat er alle Bücher gelesen, die über die Vögel in der Region geschrieben worden sind. Unterwegs im Wald versucht er sogar manche Vögel anzulocken:
"Ududu, brrr... Udu oder auf Englisch ´Blue ground modmod`, weil er eine blaue Krone hat, einen blauen Kopf. Auf jeden Fall ist es ein typischer Vogel für den Galeriewald und der Symbolvogel von Bonito. Ururu..."
"Aber er antwortet jetzt nicht?"
"Nicht unbedingt. Der spricht kein sächsisch."
Ein sehr gefragter Guid
Dafür spricht Uli Braun aber deutsch und englisch und mittlerweile auch fließend portugiesisch. Deshalb ist er für Tourenveranstalter wie Juca Ygarapé ein sehr gefragter Guide:
"Uli ist ein hervorragender Guide, solche Leute wie ihn brauchen wir hier, auch wegen der Sprache, es kommen nämlich viele Deutsche hierher. Das macht ihn für uns besonders interessant."
Arbeit wird es für den Naturliebhaber aus Dresden deshalb immer geben. Aber neben der Arbeit gibt es aber natürlich auch ein paar Dinge, die er in seinem brasilianischen Paradies vermisst:
"Ja, da gibt es ein paar Sachen. Ich glaube aufgrund meiner Vergangenheit, die Arbeit mit Oper und Ballett fehlt mir natürlich, das Weggehen, klassische Musik. Gutes Deutsches Bier fehlt auch ab und zu – aber das sind immer noch keine Gründe, um von hier wieder weg zu gehen."
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