Nathalie Nad-Abonji

"Auf Unwahrheiten aufmerksam gemacht"

Hinter Mauern: der Hofbereich des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau
Hinter Mauern: der Hofbereich des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau © Archiv DIZ Torgau
Nathalie Nad-Abonji im Gespräch mit Ute Welty · 14.09.2018
In unserer Serie "Ihr könnt mich umbringen" deckten Nathalie Nad-Abonji und Alexander Krützfeldt die Zustände in der DDR-Umerziehungsanstalt Torgau auf, die vier Jugendliche fast zu Mördern machten. Nad-Abonji antwortete auch auf Kritik an einem von ihr geführten Interview.
Heimerziehung sei ein Thema, das in den Schlagzeilen selten Beachtung findet. Umso wichtiger war es der Autorin der Serie, Nathalie Nad-Abonji, diese Wendegeschichte zu erzählen: "Man muss sich vor Augen führen, wenn die DDR heute noch existieren würde, dann säßen diese vier Jugendlichen wegen versuchten Mordes im Gefängnis."

Kritik an Interview mit einer Erzieherin

Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk kritisiert vor allem das Interview mit einer Erzieherin, die im Geschlossenen Jugendwerkhof tätig war: "Das wirft sehr viele Probleme auf, weil diese Wärterin dort mehr oder weniger ungefiltert und ungebrochen ihre verbrecherische Weltsicht wiedergeben kann, auf eine Art und Weise, die man kaum aushalten kann als jemand, der nicht betroffen ist." Diese Kritik kommt auch aus den Reihen der ehemaligen Insassen der Anstalt.
Nad-Abonji sieht das Interview, das in voller Länge nur online verfügbar ist, als Zusatzangebot für Hörer und Hörerinnen, die mit der Serie vertraut sind und dadurch eine Einordnung erfahren haben. Auch wenn für sie im Vordergrund stand, ihrer Interviewpartnerin zuzuhören, mache sie sie auf Unwahrheiten aufmerksam und lege widersprüchliche Aussagen offen.
Für die Journalistin war es ein Anliegen, Menschen eine Stimme zu geben, die ihre eigene nicht erheben können – wie Marco, dem Kronzeugen der Serie. Die Aufarbeitung des Themas habe ihn nun dazu bewegt, einen Antrag auf Rehabilitation zu stellen. (jb)
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