Nächster Streich des Großstadt-Neurotikers

Von Bernd Sobolla · 26.08.2012
Früher verließ Woody Allen seine Lieblingsstadt New York nur sehr ungerne. Inzwischen spielen viele seiner Filme, wie zum Beispiel "Matchpoint" oder "Vicky Christina Barcelona" auch in europäischen Metropolen. Schauplatz für seine neueste Komödie ist Rom.
Der ehemalige Opernregisseur Jerry, gespielt von Woody Allen, vermisst seine Arbeit, erlebt auf dem Flug aus den USA nach Rom heftige Turbulenzen und fürchtet, dass sich seine Tochter Hayley den falschen Verlobten ausgewählt hat: Italiener, Kommunist und Weltverbesserer. Das Treffen mit der Familie steht unter vielen schlechten Vorzeichen:

"95 ist falsch, das ist ein Bestattungsunternehmen. /
Gut, dann sind wir richtig. /
Was soll denn das heißen? /
Das heißt, Santoli ist Bestatter. /
Das ist nicht dein Ernst? /
Er hat ein Bestattungsunternehmen. Jetzt mach da kein Drama draus! /
Gütiger Gott! Der Sohn ist Kommunist, der Vater Leichenbestatter, leitet die Mutter eine Leprakolonie?"

Doch als Jerry Giancarlo kennenlernt, den Vater seines potenziellen Schwiegersohns, ist er tief beeindruckt. Der nämlich ist ein herausragender Hobby-Sänger. Jerry glaubt an einen neuen Star-Tenor, den er groß rausbringen will – auch mit dem Gedanken, seine eigene Karriere noch einmal zu beflügeln:

"Sie waren absolut fabelhaft. Dieser Mann hat heute für eine Sensation gesorgt. Ich sehe da eine gewaltige Zukunft. /
Was meinst du mit Zukunft? /
Ich sehe New York, ich sehe die Wiener Staatsoper, ich sehe Paris! /
Alles in der Dusche! /
Ja, ja. Die Leute finden es toll, wenn er in der Dusche singt. Sie identifizieren sich damit. Ich sage dir, er wird der populärste Opernsänger der Welt werden. /
Zumindest der Sauberste."

Parallel dazu gibt es drei weitere Geschichten: Da ist Alec Baldwin, der als etablierter amerikanischer Architekt ebenfalls durch Rom streift, durch die Stadt, in der er einst lebte. Und die Bekanntschaft mit einem amerikanischen Architekturstudenten bringt ihn dazu, eine alte amouröse Erfahrung noch einmal zu durchleben. Die Edelprostituierte Anna, gespielt von Penélope Cruz, wird ungewollt zur vermeintlichen Vorzeige-Ehefrau des Provinz-Italieners Antonio, der eigentlich seine Verwandtschaft mit einer anständigen Ehefrau beeindrucken will, um an einen guten Job zu kommen. Gemeinsam besuchen sie den Vatikan.

"Die ganze Zeit auf dem Rücken liegen und arbeiten, das kann man sich gar nicht vorstellen. /
Ich mir schon. Für mich kein Problem."

Und schließlich ist da noch der talentlose Leopoldo, alias Roberto Benigni, der eines Tages auf rätselhafte Weise zu einer nationalen Berühmtheit mutiert.

"Die Frauen beten mich an. Sie knien vor mir. Ah, Pisanello, wie schön Sie sind, wunderschön. Und alle wollen mit mir sofort ins Bett: Zu dritt, zu viert. Und ich habe schon zu zweit Probleme."

"To Rome with love", das ist ein typisches Stadtportrait Woody Allens, der mit Hilfe vieler überspannter Charaktere und einer Hand voll Abenteuergeschichten eine persönliche Liebeserklärung an Rom schreibt.

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