Nachwuchs beim DFB

Zwischen Schule, Leistungszentrum und Sportplatz

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Glücklich über den Sieg: Die deutsche U20-Mannschaft nach dem Länderspiel gegen Tschechien am 7. September 2018; dritter von rechts: Trainer Meikel Schoenweitz
Glücklich über den Sieg: Die deutsche U20-Mannschaft nach dem Länderspiel gegen Tschechien am 7. September 2018; dritter von rechts: Trainer Meikel Schoenweitz © imago/Eibner / Peter Franz
Von Thomas Wheeler · 02.06.2019
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Für ambitionierte junge Fußballer ist das erste Länderspiel ein Highlight. Doch den Sprung aus den DFB-Jugendmannschaften in den Kader der A-Nationalspieler schaffen nur die Wenigsten. Wie geht es dem Nachwuchs heute?
Zu einer Zeit, als die junge Bundesrepublik durch die nationalsozialistische Vergangenheit und den Zweiten Weltkrieg global noch einen schweren Stand hat, entsteht die Idee junge Westdeutsche und junge Briten durch Fußball zusammenzubringen.
Der DFB und die Football Association FA vereinbaren Mitte der 50er-Jahre Schüler-Länderspiele. Freundschaftsspiele, gedacht als Völkerverständigung auf dem grünen Rasen. 1956 kommt es in der Altersklasse der unter 16-Jährigen zum ersten Vergleich England gegen Deutschland. Bei einem dieser nun jährlich stattfindenden Spiele geht am 22. April 1967 der Stern eines späteren Profis und Managers auf, der heute Vereinspräsident ist.

Karriere-Startschuss für Uli Hoeneß

Uli Hoeneß erzielt in seinem ersten Schüler-Länderspiel zwei Tore beim 6:0 gegen die Engländer. Nominiert wird er übrigens von einem gewissen Udo Lattek, damals Trainer der Jugend-Nationalmannschaft. Hoeneß-Debüt im Schüler-Nationaltrikot: der Startschuss für eine große Karriere. Den Sprung aus dieser Altersklasse zum A-Nationalspieler schaffen allerdings nur die Wenigsten.
"Es ist einfach so, dass Verletzungen dazwischen kommen. Dann haben die Jungs im Wachstum ab und zu mal Probleme, wo sie ihren Körper erst mal wieder neu verstehen müssen. Dann kommen sie körperlich in ein Loch rein, und sie brauchen einfach die Förderung, die wir versuchen, ihnen zu geben. Sie brauchen die Trainer zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle, und sie brauchen das nötige Glück."

Erfolg für den aktuellen Kader von Christian Wück

U-16 Bundestrainer Christian Wück, der ehemalige Profi des 1. FC Nürnberg, hat schon etliche DFB-Nachwuchsteams trainiert. Die Schüler-Nationalmannschaft betreut er seit nun mehr zwei Jahren. Ihren ersten großen Auftritt hatten seine aktuellen Spieler, geboren 2003, in dieser Woche gegen eine gleichaltrige Auswahl aus Frankreich. Am letzten Dienstag vor 20.000 Kindern und Jugendlichen im Berliner Olympiastadion.
"Das sind die Highlights, auf die wir hinarbeiten, ich glaube, das ist für jeden Fußballspieler im Jugendbereich einfach ein außergewöhnliches Erlebnis, weil sonst spielen hier nur Profimannschaften, internationale Topteams und eben Bundesligamannschaften. Und deswegen haben wir auf diesen Tag hin gefiebert, nicht nur die Spieler, auch die Trainer, und es war einfach ein Riesenerlebnis."
Das 3:0 gegen Frankreich, am Ende ein schöner Erfolg für den aktuellen Kader von Christian Wück, der weiß, wo der DFB und er anzusetzen haben: "Die Jungs sind schon gut. Wir brauchen jetzt Spieler, die einfach auf dem Platz mal verrückte Sachen machen, die Straßenfußballer sind, die sich vielleicht auch mal nicht mehr an Regeln halten."

Die Kader-Ausbildung der DFB-Jugend sei "ein bisschen überprofessionalisiert", sagt Meikel Schönweitz, übergeordneter Cheftrainer für alle Nachwuchsmannschaften des DFB. Das Leben der Nachwuchsspieler finde in einer "Blase" zwischen Schule, Leistungszentrum und Sportplatz statt. Es mangele den Talenten an Alltagserfahrung. Hier können Sie das Interview hören:
Meikel Schönweitz sitzt im Stadion auf der Tribüne.
Meikel Schönweitz ist seit Jahresbeginn Cheftrainer der U-Nationalmannschaften des DFB.© imago images / Sportfoto Rudel
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