Nachruf auf Ruth Bader Ginsburg

Berüchtigte Kämpferin

06:06 Minuten
Die ehemalige Richterin des Supreme Courts der USA, Ruth Bader Ginsburg, als Fotoplakat-Figur vor einer schwarzen Wand, auf der wiederholt in grellgrüner Schrift "Demand Justice" - "Fordert Gerechtigkeit" steht.
Für die Gleichberechtigung der Geschlechter und gegen die Diskriminierung Homosexueller: Ruth Bader Ginsburg. © imago images/Allison Dinner
Susan Neiman im Gespräch mit Britta Bürger · 19.09.2020
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Als Oberste Richterin kämpfte Ruth Bader Ginsburg für die Rechte aller Unterdrückten. Nun ist sie mit 87 Jahren gestorben. Der schon begonnene Kampf um ihre Nachfolge zeige, wie schwer sie zu ersetzen sein wird, sagt Susan Neiman.
Mit "Charme und Humor" habe sich Ruth Bader Ginsburg "für die Rechte aller Unterdrückten eingesetzt", erinnert Susan Neiman, US-amerikanische Philosophin und Direktorin des Potsdamer Einstein-Forums, an die Richterin am Obersten Gerichtshof der USA. "Ruth Bader Ginsburg war frech. Sie war immer frech."
Ruth Bader Ginsburg mit aufgemalter Krone auf dem Cover einer Biographie.
Beliebt wie ein Rap-Star: Ruth Bader Ginsburg auf dem Cover einer Biographie. © picture alliance / ZUMA Press

Berüchtigt und beliebt

Bader Ginsburg kam aus einer jüdischen Emigrantenfamilie und wurde in Brooklyn geboren. Ihr Einsatz für die Rechte der Frauen, das sei, als sie als Richterin anfing, "sehr wichtig und sehr ungewöhnlich" gewesen, so Neiman. Und sie sei "berüchtigt" gewesen, was ihr den Spitznamen "Notorious RBG" in Anlehnung an Rapper "Notorious B.I.G" und ein Comedy-Video zu ihren Ehren bescherte. "Sie war sehr beliebt."
Und der Kampf um ihre Nachfolge hat schon begonnen. "Es steht wirklich alles auf dem Spiel", sagt Neiman. "Wer zum Obersten Gericht berufen wird, bleibt ein Leben lang da, und entscheidend ist, dass der Oberste Gerichtshof relativ unparteiisch bleibt." Das sei aber derzeit nicht sicher.

Wer wird sie ersetzen?

Der Führer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, habe angekündigt, die Nachfolge von Ruth Bader Ginsburg noch vor den Wahlen im Sinne Donald Trumps durchsetzen zu wollen. Nieman erwartet "eine bittere Schlacht". Es könne sehr gut sein, dass die Wahl wie im Jahr 2000 bei George W. Bush vom Obersten Gericht entschieden wird. "Damals hatte das Gericht für Bush entschieden, obwohl der eigentlich nicht die populäre Wahl gewonnen hatte."
Sollte es tatsächlich so weit kommen, dass das Gericht die Entscheidung über die Wahl fällen muss, hat Nieman wenig Hoffnung: "Ohne Ginsburg könnte das wirklich miserabel ausgehen."
(kpa)
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