Nachruf auf Rosamunde Pilcher

Meisterin des Eskapismus

Die britische Schriftstellerin Rosamunde Pilcher
"Ja, in meinen Büchern ist ein gewisser Eskapismus drin, eine Flucht vor der Wirklichkeit", sagte Rosamunde Pilcher. Schlimm fand sie das nicht. © picture alliance / dpa/Jens Kalaene
Von Thomas Spickhofen · 07.02.2019
Sie habe die Leserinnen und Leser an die Hand nehmen und in eine andere Welt entführen wollen, sagte Rosamunde Pilcher. Ihrer mechanischen Schreibmaschine blieb die Bestsellerautorin aus dem englischen Cornwall ein Leben lang treu.
Die meiste Zeit ihres Lebens hat Rosamunde Pilcher in Schottland verbracht. Berühmt aber wurde sie mit Büchern, die in Cornwall spielen, ihrer Heimat, wo sie 1924 geboren wurde. Diese Landschaft, das Meer, diese ganze Atmosphäre dort hatten wahrscheinlich einen größeren Einfluss auf mich als irgendetwas sonst, meinte sie einmal rückblickend.
Ihre literarische Karriere begann Rosamunde Pilcher schon als Teenagerin mit Kurzgeschichten in Frauenzeitschriften. Als sie schließlich sogar Geld dafür bekam, wusste sie: das liegt mir, damit kann ich auf eigenen Füßen stehen, eigenes Geld verdienen – keine Selbstverständlichkeit im Nachkriegs-England.

"Frauen führen oft ein Schattendasein"

Vier Kinder zog Rosamunde Pilcher groß, zwei Jungen und zwei Mädchen. Ihren Durchbruch als Schriftstellerin erreichte sie erst, als sie schon 63 war: Mit dem Roman "Die Muschelsucher", der 1987 monatelang auf der Bestsellerliste der "New York Times" stand. In Deutschland ist der Name Rosamunde Pilcher der Inbegriff für seichte Unterhaltung. Ein Problem hatte die Autorin damit nie:
"Ja, in meinen Büchern ist ein gewisser Eskapismus drin, eine Flucht vor der Wirklichkeit. Aber es ist ja auch nicht so, dass unser Leben oder unser Job immer angenehm sind. Besonders Frauen führen oft ein Schattendasein, mit Kindererziehung und all dem. Da ist es doch manchmal schön, an die Hand genommen und in eine andere Welt oder anderes Leben geführt zu werden. Das Leben anderer Menschen ist immer faszinierend."

Cornwells Küste wurde zur Touristenattraktion

Die mehr als 100 Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen fanden im ZDF am Sonntagabend Millionen Zuschauer. Cornwall wurde nicht zuletzt dank dieser Filme zur Attraktion für deutsche Touristen. 2002 erhielt Rosamunde Pilcher für diesen Verdienst sogar den Britischen Tourismuspreis. Zwei Jahre zuvor hatte sie ihren letzten Roman veröffentlicht. Sie hörte mit dem Schreiben auf, um noch möglichst viel Zeit mit ihrem Mann zu verbringen. Seit dessen Tod lebte sie allein in ihrem schottischen Landhaus. Irgendwelchen Zwängen der Modernität fühlte sie sich nie verpflichtet, sogar ihrer alten mechanischen Schreibmaschine ist sie ihr ganzes Schriftstellerleben lang treu geblieben.
"Ich hatte zwischendurch mal eine elektrische Schreibmaschine gekauft. Aber damit kamen meine Finger nicht klar. Darum habe ich sie wieder weggegeben."
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