Nachbarschaft

Wohlfühlblase oder Stressfaktor?

06:02 Minuten
Ein junger Mann mit einer Baseball-Kappe auf der "Love you Neighbour" in knallgelben Lettern steh, sitzt im Abendlicht am Rheinufer. Um ihn herum sind noch weitere Personen in der Unschärfe zu sehen.
Mal eben ein Ei leihen oder im Urlaub Blumen gießen? Nachbarn können manchmal eine echte Hilfe sein. © unsplash / Nina Strehl
Sebastian Kurtenbach im Gespräch mit Ute Welty  · 24.05.2019
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Für manche Menschen ist der Nachbar der nette Kumpel von nebenan, für andere ist der Umgang mit Nachbarn eher nervig. Der Sozialwissenschaftler Sebastian Kurtenbach spricht über die Vor- und Nachteile dieses Miteinanders.
Am Tag der Nachbarn werden tausende kleine und große Nachbarschaftsfeste in ganz Deutschland gefeiert. Es ist eine Aktion für mehr Gemeinschaft, weniger Anonymität und eine Nachbarschaft, in der alle sich Hause fühlen.
Die Nachbarschaft könne eine Wohlfühlblase sein, wo es guten Kontakt gebe und im Alltag ab und zu helfe, sagte der Sozialwissenschaftler Sebastian Kurtenbach von der Fachhochschule Münster im Deutschlandfunk Kultur. Allerdings könne die Nachbarschaft auch Stress auslösen, wenn es nicht gut laufe.

Was der Müll über die Nachbarschaft verrät

Untersuchungen hätten gezeigt, dass beispielsweise der nachbarschaftliche Umgang mit Müll bestimmte Folgen habe. Es gebe die "broken window"-Theorie, die besage, dass es akzeptabel erscheine, mehr Müll abzulegen, wenn dort bereits etwas liege. "Weil es dann aussieht, als wäre es nicht so schlimm", sagte Kurtenbach. In einigen Städten habe das dazu geführt, dass bereits das erste Graffiti entfernt werde, um den Wiederholungseffekt zu vermeiden.
Digitale Angebote wie "Nebenan.de" seien ein Werkzeug, um mit Menschen in der Umgebung in Kontakt zu treten und sich zu vernetzen, sagt Sebastian Kurtenbach. Das funktioniere vor allem in Großstädten sehr gut, vor allem in Stadtteilen mit jüngerer Bevölkerung. Interessanterweise werde das Angebot aber in den ärmsten und in den reichsten Stadtteilen von Köln und Berlin wenig genutzt.
(gem)
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