Nach Mallorca der Kultur wegen

Urlauber zur Kunst verführen

Der Strand von Es Portixol und die Kathedrale der Heiligen Maria in Palma de Mallorca auf Mallorca (Spanien).
Nach Mallorca - auch der Kultur wegen: Der Strand von Es Portixol und die Kathedrale der Heiligen Maria in Palma. © picture alliance / dpa / Jens Kalaene
Walter Smerling im Gespräch mit Dieter Kassel · 04.08.2016
Zur Kunstausstellung nach Mallorca? Die Stiftung für Kunst und Kultur in Bonn stellt dort auch Hochkaräter wie Anselm Kiefer aus. Stiftungs-Vorsitzender Walter Smerling ist überzeugt: Jenseits der Ballermänner seien Urlauber durchaus für Kunst zu haben.
Warum deutsche Urlauber nach Mallorca reisen, ist klar: Sonne, Strand, Sangria. Dass Touristen ihren Aufenthalt auf der Lieblingsinsel der Deutschen auch nutzen könnten, um ihren kulturellen Horizont zu erweitern und in Kunstausstellungen zu schwelgen, erscheint auf den ersten Blick eher abwegig.
Walter Smerling, Vorstandsvorsitzender der Stiftung für Kunst und Kultur in Bonn, lässt sich davon nicht beirren. Seit 2004 veranstaltet die Stiftung Ausstellungen auf Mallorca , unter anderem mit Hochkarätern wie Anselm Kiefer oder Gilbert & George. Bis Ende Juli waren in der Inselhauptstadt Palma drei sehr gegensätzliche Künstler in der Ausstellung "Contrastes" zu sehen: Johanna Hess und Csilla Kudor aus Deutschland und der Mallorquiner Mariano Mayol.

Niemand erscheint in Bikini oder Badehose

"Es macht mir Spaß, die Leute zu verführen", sagt Smerling, der fest davon überzeugt ist, ein Publikum zu finden: In den zurückliegenden zehn Jahren seien auf Mallorca neue Galerien entstanden, die regelmäßig Ausstellungen zeigten. Dass Ausstellungsbesucher im Bikini oder in der Badehose erschienen seien, habe er indessen noch nicht erlebt.
Tatsächlich passt dies zur Strategie der Inselregierung, die zunehmend anspruchsvolle und auch kulturell interessierte Urlauber nach Mallorca locken und Ballermänner nur noch in verträglichen Dosen auf der Insel haben möchte.
"Es ist eine wichtige Voraussetzung, dass die mallorquinische Bevölkerung eingebunden ist", sagt Smerling. Im vergangenen Jahr habe es einen Regierungswechsel auf Mallorca gegeben. Auch in der Kulturpolitik gebe es daher eine gewisse Umbruchstimmung – "darauf muss man sensibel reagieren".

Ganz Mallorca ein Museum

Smerling und seine Kollegen denken jedenfalls darüber nach, bald jedes Jahr Künstler mit ihren Werken im öffentlichen Raum auf der ganzen Insel zu präsentieren. Die Werke sollen speziell für diesen Zweck entstehen, ganz Mallorca soll zum Museum werden - "ob das gelingt – wir werden es sehen".
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